Armutsbetroffene

«Süssigkeiten sind sehr beliebt» – ein Einblick in den Caritas Markt St.Gallen

· Online seit 20.11.2023, 05:13 Uhr
Immer mehr Menschen im FM1-Land leben in Armut oder sind armutsgefährdet. In allen Bereichen im Leben steigen die Kosten. Für viele Armutsbetroffene sind Lebensmittelabgabestellen oder die Caritas deshalb eine wichtige Unterstützung.

Quelle: FM1Today/Svenja Graf

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«Eigentlich würde ich gerne einen Pullover für meine Enkelin kaufen. Er kostet fünf Franken, doch dieses Geld ist ein Mittagessen wert. Ich kann mir das aktuell nicht leisten», sagt ein älterer Kunde im Caritas Markt St.Gallen. Vor die Kamera möchte er lieber nicht – genauso wenig wie die meisten anderen Menschen im Laden an diesem Tag im November.

Preisvergleiche werden gemacht

Bereits kurz nach Ladenöffnung um 10 Uhr ist der Markt sehr gut besucht. Viele der Kundinnen und Kunden lassen sich gerne in ein Gespräch ohne Kamera verwickeln und erzählen aus ihrem Leben an der Armutsgrenze. Ihr Alltag ist geprägt von Preisvergleichen und jeder Rappen wird zweimal umgedreht.

Die Menschen hier wissen, ob die Mayonnaise aktuell in der Migros, im Aldi oder Lidl am günstigsten ist. Für Ruth Rüdisüli aus Goldach lohnt sich sogar die regelmässige Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, da sie im Caritas Markt an die günstigsten Lebensmittel kommt. Eigentlich hätte sie Bratensauce gebraucht – doch ausgerechnet an diesem Tag hat es keine mehr. «Dann muss ich halt nächste Woche wieder vorbeikommen», sagt sie.

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In der hinteren Ecke des Ladens gibt es Haushaltsartikel und auch ein Regal mit Spielzeugen. Eine jüngere Frau schaut sich dort kleine Autos an. Sie ist Mutter von vier Kindern und muss ihre Familie jeden Monat mit einem sehr knappen Budget durchbringen. «Der Freund meines Sohnes hat heute Geburtstag. Ich suche deshalb ein Geschenk für ihn.»

Caritas als Entlastung fürs Budget

Für Lebensmittel bleibt vielen armutsbetroffenen Familien wegen der Inflation, den steigenden Krankenkassenkosten und Mieten nur noch knapp 300 Franken pro Monat. «Die Caritas ist ganz klar eine Entlastung fürs Budget. So können sich die Familien mit dem wenigen Geld etwas mehr leisten. Denn 300 Franken pro Monat sind viel zu wenig», sagt Lorenz Bertsch, Bereichsleitung Sozial- und Schuldenberatung der Caritas St.Gallen Appenzell.

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Er setzt sich aktiv dafür ein, um Menschen aus der Armut zu holen. «Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Familienergänzungsleistungen sind ein guter Hebel sowohl für Armutsbetroffene als auch für die Kantone. Ausserdem braucht es mehr und günstigere Kita-Plätze, so dass die Betroffenen arbeiten gehen können. Und die beste Möglichkeit, den Menschen zu helfen, ist mit Prämienverbilligungen bei der Krankenkasse.»

veröffentlicht: 20. November 2023 05:13
aktualisiert: 20. November 2023 05:13
Quelle: FM1Today

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