Ostschweiz
Thurgau

Ausdünnung des Bodensee-Schifffahrplans: Arbon bezahlt für weniger Abfahrten 2,5 mal mehr

Bodensee-Schifffahrt

Arbon kommt im neuen Fahrplan kaum mehr vor, zahlt aber 2,5 mal so viel

13.04.2023, 05:57 Uhr
· Online seit 13.04.2023, 05:30 Uhr
Wirtschaftliche Eiszeit: Aufgrund der gestiegenen Dieselpreise und eines durchzogenen Geschäftsjahrs muss die Bodensee-Schifffahrt den Fahrplan ausdünnen. Dabei ist die SBS auf die Solidarität der Seegemeinden angewiesen.
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Die Löcher im Rumpf der angeschlagenen Bodensee-Schifffahrt erinnern spätestens seit Corona an eine typische Szene in dutzenden Animationsfilmen der letzten Jahrzehnte: Ein Loch irgendwie stopfen, nur damit es an anderer Stelle heftiger durchbricht. Etwa so:

Es ist nicht so, dass diese Probleme zwingend hausgemacht sind. Für den hohen Dieselpreis kann das Schifffahrtsunternehmen nichts und sein Einfluss auf Wetter und Trockenheit ist in etwa gleich gross wie der des Säbelzahn-Eichhörnchens Scrat aus Ice Age.

Gemeinsamkeiten haben sie dennoch: Beide müssen globale Krisen überstehen und beide wollen retten, was zu retten ist. Und im Falle der Schifffahrt ist das mehr als eine fiktive, prähistorische Nuss.

Fahrplanabbau trifft Arbon hart

Eine getroffene Massnahme um die Kosten zu senken, ist die Ausdünnung des Fahrplans – das hat das Unternehmen bereits letzten Herbst mitgeteilt. Mit dem erfolgten Start der Vorsaison und dem erscheinen des Fahrplans zeigen sich nun die Auswirkungen.

Besonders unter dem Abbau leiden muss zum Beispiel die Hafenstadt Arbon. Unter dem neuen Fahrplan gibt es dort nur noch zwei Abfahrten pro Tag – anstatt deren acht, wie das Regionalmedium «Felix» berichtet.

Die Verbindung nach Langenargen (Romanshorn–Arbon–Langenargen–Horn–Rorschach und zurück) gibt es mit dem neuen Fahrplan nicht mehr.

Arbon bezahlt für diese Verbindung viel mehr

Die Hälfte der verbleibenden Abfahrten von Arbon geben darüber hinaus nicht besonders viel her: Es handelt sich um die letzte Station auf dem Nachhauseweg des Schiffs. Wer um 19:45 zusteigt fährt nur noch einen Hafen weiter nach Romanshorn.

Erstaunlich ist, dass Arbon für diesen massiven Abbau der Leistungen viel mehr bezahlt. Anstatt 6500 Franken pro Jahr kostet die Dienstleistung nun 17'000 Franken. Darauf hat sich der Stadtrat zusammen mit der Bodensee-Schifffahrt geeinigt – in der Hoffnung, die SBS in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, heisst es in einer Medienmitteilung.

Die Aufrechterhaltung der bisherigen Verbindung hätte für 2023 sogar 53'000 Franken gekostet.

SBS betont Solidarität der Partner

Arbon hat während der letzten Jahre viel unternommen, um das Angebot am Ufer etwa gastronomisch aufzuwerten und hegt auch für die Zukunft grosse Pläne (Masterplan Seeufergestaltung).

Ein Abbau der Schiffsverbindungen um drei Viertel dürfte aus Sicht der Hafenstadt so ziemlich den letzten Platz auf der Wunschliste einnehmen. Trotzdem anerkennt der Stadtrat die wirtschaftliche Notwendigkeit dieses Schritts für die SBS.

Diese wiederum betont die Solidarität der Seegemeinden und des Kantons Thurgau, die trotz Ausdünnung des Fahrplans höhere Beiträge bezahlen – Arbon ist da nicht alleine. Das erklärte Ziel: Trotz der hohen Dieselkosten eine schwarze Null schreiben zu können.

«Zwischen Bangen und Zuversicht»,

titelte die SBS in der Medienmitteilung. Denn die Schifffahrt bleibt natürlich immer auch unbeeinflussbaren Faktoren ausgeliefert. So zeigten die Passagierzahlen nach der Corona-Pandemie zwar wieder deutlich nach oben – doch aufgrund des niedrigen Pegelstands konnte etwa die Linie Rorschach-Rheineck ab Mitte Juli nicht mehr angeboten werden.

Eigentlich braucht die SBS ja nicht viel, um erfolgreich zu sein: Gutes Wetter, genügend Wasser in See und Rhein und günstigen Diesel. Das mag mehr sein als der kleine Scrat braucht, der will nur seine Nuss. Aber Durchhaltewillen hat er. Genug, um durch die Eiszeit zu kommen.

veröffentlicht: 13. April 2023 05:30
aktualisiert: 13. April 2023 05:57
Quelle: FM1Today

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