Schädling

Thurgauer Bauern skeptisch: Wo ist die Baumwanze?

· Online seit 07.08.2020, 19:49 Uhr
Die marmorierte Baumwanze machte sich letztes Jahr über Schweizer Obst her und verursachte so Millionenschäden. Für 2020 wurde Schlimmes befürchtet. Plötzlich aber scheint das Insekt – zumindest im Kanton Thurgau – verschwunden zu sein.
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Es war kein schöner Anblick, als die Thurgauer Bauern letztes Jahr ihre Birnen ernteten. In gewissen Gebieten hatte die marmorierte Baumwanze bis zu 80 Prozent der Ernte vernichtet. Für das Jahr 2020 befürchtete auch der Schweizer Obstverband Schlimmes. Nun steht die Ernte der ersten Birnensorte an und siehe da: Die Wanze ist im Thurgau plötzlich verschwunden.

Thurgauer sind weiterhin skeptisch

«Man kann noch nicht gerade von einer Erleichterung bei den Thurgauer Bauern sprechen», sagt Urs Müller, Leiter Obst Gemüse Beeren Arenenberg. «Wir sind alle immer noch skeptisch. Warum wir zurzeit kaum Wanzen finden, können wir uns eigentlich auch nicht erklären. Logisch gesehen, müssten die Wanzen da sein.»

Das Monitoring, welches letztes Jahr aufzeigte, dass der Baumwanzenbestand im Thurgau explodiert, wird auch dieses Jahr wieder durchgeführt. «Das Problem dabei ist aber, dass die Wanzen zwar von den Fallen angelockt werden, jedoch nicht hinein gehen. Sie sitzen einfach um die Falle herum», sagt Urs Müller. Somit könne man sich darauf auch nicht ganz verlassen.

Wanzen könnten noch auftauchen

«Wir haben die Hoffnung, dass die Natur das Problem selber geregelt hat», sagt Müller. Leider seien die Wanzen aber sehr mobil und es könnte sein, dass sie doch noch auftauchen. «Vielleicht ist es noch etwas zu früh, um sagen zu können, dass die marmorierte Wanze das Thurgauer Obst dieses Jahr verschont.»

Dieser Meinung ist auch Christian Schönbächler vom Schweizer Obstverband. «Es ist sehr schwierig, jetzt schon eine Prognose zu stellen. Wir planen auch für dieses Jahr eine Umfrage und können danach bestimmt mehr dazu sagen.»

Samurai-Wespe als Bekämpfung

Tun kann man gegen die marmorierte Baumwanze nicht viel, das aus China eingeschleppte Insekt hat einen so dicken Panzer, dass Pflanzenschutzmittel nichts ausrichten kann. Eine Möglichkeit zur Bekämpfung ist die Samurai-Wespe. Sie ist in Asien ein natürlicher Gegenspieler und legt ihre Eier in die Eier der Wanzen. Von innen fressen die Wespenlarven die Baumwanzen dann auf.

Erster Versuch im Kanton Zürich

Ob dies auch in der Schweiz funktioniert, soll ein erster bewilligter Freisetzungsversuch zeigen. Die Samuraiwespe breitet sich zwar schon seit ein paar Jahren selbständig in der Schweiz aus, doch ist die Population noch zu klein, um die Baumwanze in Schach halten zu können. Nun haben das Bundesamt für Landwirtschaft BLW und das Bundesamt für Umwelt BAFU erstmals einen kontrollierten Freisetzungsversuch mit dieser Schlupfwespe auf einer Birnenparzelle im Kanton Zürich bewilligt. Ziel des Versuchs ist es, die Parasitierungsrate im Schweizer Freiland zu messen. Die Resultate sind in einige Wochen zu erwarten.

veröffentlicht: 7. August 2020 19:49
aktualisiert: 7. August 2020 19:49
Quelle: FM1Today

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