Überflutungsgefahr: Biberpaar muss weichen

28.01.2019, 11:45 Uhr
· Online seit 28.01.2019, 05:41 Uhr
Im Sarganser Quartier Malerva herrscht Überflutungsgefahr wegen eines Biberdamms. Dieser wird jetzt entfernt. Das löst bei Anwohnern Unverständnis aus – der Wildhüter erklärt den Entscheid.
Laurien Gschwend
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«Die Absicht, den Damm mitten im Winter zu entfernen, zeugt von wenig Verständnis für die geschützten Tiere.» Mit diesen Worten meldet sich ein Leserreporter bei FM1Today. Der Bewohner der Überbauung Malerva ist vom Sarganser Bauamt per Brief darauf aufmerksam gemacht worden, dass der halbjährige Biberdamm im Farberbach in den kommenden Tagen zurückgebaut werde. Es gebe mehr Nach- als Vorteile, den Damm des Biberpaares stehen zu lassen, schreibt Roland Pfiffner, Leiter Tiefbau.

«Mitten im Winter ein neues Revier suchen»

Der Entscheid des Bauamtes stösst dem Leserreporter sauer auf: «Der Biber und dessen Lebensraum sind bundesrechtlich geschützt. Jetzt müssen sich die beiden Biber im Winter ein neues Revier suchen», sagt der Sarganser. Die Hausverwaltung Wincasa habe die umliegenden Bäume entweder gefällt oder mit Gittern bibersicher gemacht.

Auch Albert Good, der zuständige Wildhüter im Sarganserland, bedauert, dass das Biberpaar bald umziehen muss. «Es ist wunderbar, wie die Biber im letzten halben Jahr aus einem Rinnsal einen länglichen Teich gemacht haben. Sie haben die Biodiversität deutlich erhöht – bald hätten sich hier verschiedene Libellenarten ansiedeln können.»

«Gibt es sonst nirgends»

Die Situation in Sargans sei einmalig: «Dass man die sonst eher nachtaktiven Tiere auch tagsüber direkt vom Wohnzimmer aus beobachten kann, gibt es sonst nirgends», sagt Good. Bisher habe das Paar keinen Schaden angerichtet, ausser einige Bäume anzunagen oder zu fällen.

Siedle man die Nagetiere nicht um, würde aber noch ein viel grösseres Problem drohen, wie der Wildhüter weiter ausführt. «Beim Bach handelt es sich um einen Entwässerungsgraben. Er hat kaum Gefälle. Bei starkem Regen oder wenn der Schnee schmilzt, kann das Wasser wegen des Biberdamms nicht mehr abfliessen.» Im schlimmsten Fall werden laut Albert Good die Keller der Häuser in einem Umkreis von einigen hundert Metern überflutet. «Das Schadenpotenzial ist am Schluss also leider grösser als die ökologischen Vorzüge der Biber.»

Futter wäre sowieso ausgegangen

Das Sarganser Bauamt hat den Entschluss, den Bau zu entfernen, gemeinsam mit der Tierschutzorganisation WWF und Pro Natura gefällt. Christian Meienberger, Geschäftsführer von Pro Natura St.Gallen/Appenzell, hält die Massnahme für vernünftig: «Den Bibern wäre sowieso bald die Nahrung ausgegangen und sie hätten sich ein neues Plätzchen suchen müssen.»

Wildhüter Albert Good hält es nicht für problematisch, dass das Biberpaar ausgerechnet im Winter umziehen muss. «Der Zeitpunkt in der Paarungszeit ist ideal. Jetzt haben die Tiere noch keine Jungen, mit denen der Umzug schwieriger wäre.» Er kann sich vorstellen, dass sie auch ohne Damm noch eine Weile im Quartier Malerva bleiben und anschliessend zur Rheinau gehen. «Daher sind sie vermutlich gekommen. Es gibt dort weitere Biber und genügend Platz.»

veröffentlicht: 28. Januar 2019 05:41
aktualisiert: 28. Januar 2019 11:45

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