1,31 Sekunden. Zu solch grossen zeitlichen Differenzen schien im Frauen-Slalom einzig Mikaela Shiffrin befähigt. Am Sljeme, dem Hausberg von Zagreb, war nun die Amerikanerin selber gegen die entfesselte Petra Vlhova ohne Chance. Die Slowakin sorgte schon im ersten Durchgang für klare Verhältnisse. Gleich 1,16 Sekunden war sie schneller als ihre grosse Rivalin, die die «Snow Queen Trophy» schon viermal für sich entschieden hatte.
Kleine Marge - grosse Wirkung?
Im zweiten Lauf hatte die Riesenslalom-Weltmeisterin die Nase gleich nochmals vorn. Um 15 Hundertstel zwar nur. Doch auch diese kleine Marge dürfte ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Es war Vlhovas zweiter Wink an diesem Tag, für die weiteren Slalom-Duelle gegen Shiffrin bereit zu sein. Das klare Verdikt wird Spuren hinterlassen. Auf die Reaktion der Amerikanerin, die sich saisonübergreifend nach sechs Siegen erstmals wieder geschlagen geben musste, darf man gespannt sein.
Vlhova untermauerte mit dem überlegenen Sieg, ihrem elften im Weltcup, eindrücklich, dass sie die Defizite, die sie sich wegen gesundheitlichen Problemen in der Saisonvorbereitung eingehandelt hatte, überwunden hat. Eine fiebrige Erkältung und ein hartnäckiger Virus hatten ein Aufbautraining im gewohnten Umfang nur selten zugelassen. Im Vollbesitz ihrer Kräfte war Vlhova erst wieder im September, nach einer Operation in den Nasennebenhöhlen, die die Ärzte als Ausgangspunkt der Krankheit ausgemacht hatten. Zudem schien sie die Schuhrandprellung am rechten Bein, die sich in den letzten Tagen wieder bemerkbar gemacht hatte, nicht gross zu behindern.
Die Ergebnisse im Slalom dokumentieren Vlhovas Steigerungslauf seit Saisonbeginn bestens. In Levi schied sie nach Bestzeit im ersten Lauf aus - auch deshalb, weil ihr die Sicherheit und das letzte Vertrauen noch gefehlt hatten. In Killington eine Woche später war sie mit 2,29 Sekunden Rückstand auf Mikaela Shiffrin Zweite geworden. Zweite war sie auch zwei Tage vor Neujahr in Lienz. Im Osttirol betrug der Zeitverlust auf die Amerikanerin noch 61 Hundertstel.
Elf Hundertstel fehlten zu Platz 3
Vlhovas beeindruckende Vorstellung sorgte hinter Shiffrin für eine noch viel krassere Zäsur. Die drittplatzierte Österreicherin Katharina Liensberger wies einen Rückstand von 3,49 Sekunden auf - und war damit elf Hundertstel schneller als Wendy Holdener. «Mir fehlte heute die Lockerheit und das Unbeschwerte», sagte die Schwyzerin. «Das ist verständlich nach den zwei Ausfällen.» Holdener war in den letzten Slaloms in Killington und in Lienz nach Einfädlern ausgeschieden.
Zweitbeste Schweizerin war Aline Danioth. Die Urnerin klassierte sich zum zweiten Mal innert sechs Tagen in den ersten zehn. Platz 7 in Lienz, ihrem bisherigen Bestresultat, liess sie Rang 8 folgen. Michelle Gisin, die in Lienz als Dritte zum ersten Mal in einem Weltcup-Slalom unter die ersten drei gefahren war und in Zagreb erstmals der Startgruppe der besten sieben angehörte, gelang mit Rang 12 die Bestätigung nicht ganz wunschgemäss. Die vierte Schweizer Finalistin, die Walliserin Elena Stoffel, egalisierte mit Rang 18 ihre zweitbesten Ergebnisse in dieser Disziplin.