Tierschützer sind selbst in Not
«Vier Igelbabies gerettet», heisst die Überschrift eines Posts auf Facebook. Heidy Wartmann hat die kleinen stachligen Tierchen in St. Gallen abgeholt und nach Frauenfeld in die Igelstation gebracht. Die Tierschützerin ist froh, dass sie die vier vor dem sicheren Tod retten konnte – es ist jedoch eine Autofahrt, die sie nicht hätte machen müssen.
Der Tierschutzverein Romanshorn ist nur für den Bezirk Arbon zuständig. Allerdings ist das Notfall-Telefon der Romanshorner ringsum das einzige, welches jeden Tag rund um die Uhr erreichbar ist. Vor allem am Abend und am Wochenende gelangen deshalb sämtliche Notfallanrufe nach Romanshorn.
Alles ehrenamtlich
Den Grund dafür sieht Heidy Wartmann im Mangel an Helfern. Es gäbe heute weniger Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Viele, die es tun, müssen daneben arbeiten. Sie selbst ist pensioniert und hat die Zeit sich einzusetzen – aber es ist auch eine Geldfrage. Die Igelstation ist in Frauenfeld, die Vogelstation in Kreuzlingen. Wenn sie von Romanshorn erst nach St. Gallen, Rorschach oder sogar ins Toggenburg und danach zu einer der Stationen fahren muss, kommt einiges an Kilometern zusammen.
Die Fahrkosten sind enorm, der Tierschutzverein Romanshorn schreibt rote Zahlen. Allein mit den Mitgliederbeiträgen von 30 Franken pro Jahr kommt er nicht über die Runden. Deswegen muss der Verein immer wieder auf die «eisernen Reserven» zurückgreifen – oder die Tierschützer legen für ihre ehrenamtliche Arbeit noch drauf. Deswegen hat Tierschützerin Irene Keller auf Facebook dazu aufgerufen, mitzuhelfen oder für den Tierschutzverein Romanshorn zu spenden.
Kein Einzelfall
«Die kleineren Tierschutzvereine funktionieren durch ehrenamtliche Arbeit und viele haben einfach nicht die Kapazität, einen 24-Stunden-Service zu bieten», wie Helen Sandmeier vom Dachverband des Schweizer Tierschutzes STS sagt. Die Organisation obliegt aber den Vereinen selbst. Genaue Zahlen nennen kann Sandmeier nicht - Probleme dieser Art sind jedoch häufig.
Sämtliche Tierschutzvereine sind gemäss Sandmeier auf Unterstützung angewiesen – ob nun auf ehrenamtliche Arbeit oder auf Spendengelder. Nur müsse man sich im Klaren sein, dass nicht jeder dafür gemacht ist, Tiere zu retten – die psychische Belastung ist hoch. Vor allem, wenn man rund um die Uhr bereit ist, auszurücken.