Vom Ferienspeck zum Sixpack

20.08.2018, 11:59 Uhr
· Online seit 16.08.2018, 18:15 Uhr
Wer gehofft hat, die Saison der Turnfeste sei endgültig vorbei, richtig gedacht. Die Turnfeste oder, wie viele sie nennen, Sauffeste, sind vorbei. Das Saisonfinale, die Schweizer Meisterschaften, das kommt aber erst, und zwar viel schneller, als allen lieb ist.
Lara Abderhalden
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Wiedersehen

Die Täppeli liegen irgendwo zwischen Bikini und leeren Bierdosen, die engen Turnhösli pressen den Ferienspeck über den Hosenrand und hinterlassen einen weichen Schwimmring um die Hüfte. Das Sektionsprogramm hat man vor lauter Moijtos und Caipirinhas in Mallorca verdrängt oder es ist so präsent wie aktuell der Regen.

Diese nicht gerade optimalen Trainingsvoraussetzungen kombiniert mit der Rückbildung sämtlicher Muskeln oder mangelnder Ausdauer führen dazu, dass das erste Training nach den Sommerferien wie der erste Tag im Muki-Turnen ist. Der Hauptleiter muss die Kinder bei der Hand nehmen und sie sorgfältig über die Hindernisse des schwierigen und viel zu strengen Trainingsalltags führen.

Erschwerend hinzu kommt, dass nach den Sommerferien meistens alles anders ist. Diverse Vereinsmitglieder befinden sich entweder im Militär, noch in den Ferien, an einer Hochzeit oder starten mit einer Weiterbildung. Dies hat unweigerlich zur Folge, dass das Sektionsprogramm bald einem Mandala gleicht. Viele verschiedene Farben, die alle Änderungen und Verschiebungen markieren.

Wieder gehen?

Während die ersten Turner wütend die Arme verschränken, weil sich ihre Übungen verändert haben, versucht der Hauptleiter, die Änderungen des Abends durchzugeben, die sich wiederum vom bereits abgeänderten Programm unterscheiden. Es herrscht Chaos. Peter steht bereits zum dritten Mal am falschen Ort und Sybille turnt schon die ganze Zeit ihre alte, statt ihre neue Übung.

Dass mit dem «schpanne, Buuch hebe, Zeche schtrecke» ging auch schon besser und ans synchrone Turnen kann vorerst niemand denken. Zu fest ist man mit sich selbst beschäftigt. Der Frust kumuliert sich mit jeder geturnten Übung und die anfängliche Motivation schwindet bei jeder Landung auf dem Füdli. Spätestens bei der Analyse des ersten gefilmten Durchgangs verfliegen alle Träume, in denen man jubelnd auf dem obersten Podest der Schweizer Meisterschaften steht und stolz den Pokal in die Höhe stemmt. Nein, das wird auch dieses Jahr nichts.

Nie mehr kommen?

Den vernichtenden K.O.-Schlag verpasst einem der Vereinsälteste, der die Stirn runzelt, den Kopf schüttelt und sagt: «So schlecht waren wir noch nie.»

Statt die Lederli wütend dem Vereinsgspändli ins Gesicht zu knallen, die Turnhalle zu verlassen und dabei gleich noch den Rücktritt zu erklären, atmet man dreimal tief durch. Schluckt die Wut, den Frust und den Kaugummi herunter und turnt oder tanzt seine Übungen erneut und erneut. Immer und immer wieder und es ist wie mit einem dieser Pedalo früher auf dem Pausenplatz, hat man es erst einmal in Fahrt gebracht, möchte man nie mehr bremsen, nie mehr aufhören.

Und wie wir kommen!

Die Motivation ist zurück und auch wenn das Gesamtbild noch verwackelt und verschwommen ist, kann man immerhin auf den Gesichtern der Turner ein optimistisches Lächeln erkennen. Auf denen zumindest, die in diesem Training nicht fehlen. Aller Anfang ist schwer. Der Weg ist das Ziel. Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. Denn Turnen «isch Läbä». Oder so.

Und deshalb: Nein, liebe Nicht-Turner, die Saison ist nie vorbei. Sie hat gerade erst begonnen mit dem «Next level shit», dem Saisonhighlight, den Vorbereitungen für die Schweizer Meisterschaften im Vereinsturnen und diese kommen viel schneller, als allen lieb ist.

veröffentlicht: 16. August 2018 18:15
aktualisiert: 20. August 2018 11:59

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