Wie man das Sackmesser richtig benutzt

· Online seit 24.03.2019, 17:46 Uhr
Wenn ein Holzstück zu einem Wasserrad oder zu einer Flöte wird, dann schlägt das Herz des Naturmenschen höher. So wie das von Felix Immler aus St.Margrethen, der einzige vollamtliche Sackmesser-Lehrer der Welt.
Noémie Bont
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Alte Zeitungen, ein Feuerzeug, Zündwürfel, die Bratwurst und Getränke im Wanderrucksack, dem gemütlichen Grillabend im Wald steht nichts mehr im Weg. Dass man hierzulande ein Messer und den Dosenöffner zugleich im Hosensack trägt, ist schon lange üblich. Trotzdem weiss die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer nicht, wie man mit dem Sackmesser richtig umgeht.

Jung und Alt im Schnitz-Lernfieber

Über tausend Kindern und Erwachsenen bringt der Sackmesser-Lehrer Felix Immler jährlich das Schnitzen bei. Wie sitzt man beim Schnitzen? Wie nimmt man das Sackmesser richtig in die Hand?  Wie macht man mit der Ahle ein Loch, ohne dass sie wieder einklappt? Viele offene Fragen, die Felix Immler an den Workshops jeweils in praktischen Beispielen vorführt und beantwortet.

«Die Kinder haben heute eine viel grössere Auswahl, ihre Freizeit zu gestalten, als wir das in unserer Jugend hatten. Ich verstehe, dass man heute weniger Zeit in der Natur verbringt, im Wald ist und schnitzt», sagt Immler. Die meisten Kinder seien in den Workshops immer sehr konzentriert. «Wer sich nicht konzentriert, erhält früher oder später eine Rückmeldung. Die ist rot und tropft.» Die meisten Kinder sind sich dessen bewusst, hätten deshalb einen gesunden Respekt vor dem Sackmesser.

Sobald nach dem Workshop der nackte, rindenlose Ast weiss glänzt, glänzen auch die Augen der Kinder. «Was ein weisser Stock bei den Kindern für Begeisterung auslöst, glaubt die Menschheit gar nicht.»

Instrumente, Schleudermaschinen und coole Spielzeuge

Mit der richtigen Technik kann man viel Kraft kompensieren. Eine Anleitung dazu veröffentlichte Felix Immler bereits 2012 in einem Buch «Werken mit dem Taschenmesser». Dieses Buch war ursprünglich für Leitende von Jugendgruppen gedacht (Pfadfinder oder Pädagogen) und wurde bereits über hunderttausend Mal verkauft. Die Grundregeln des Schnitzens und schöne Projekte werden darin ausgeführt. Hier kurz zusammengefasst:

Einige Grundregeln beim Schnitzen:

1. Wer schnitzt, der sitzt.
2. Das Messer muss scharf sein. Bei stumpfen Klingen ist das Unfallrisiko höher.
3. Immer vom eigenen Körper weg schnitzen.
4. Eine Armlänge Abstand zum Gegenüber.

5. Das Messer geschlossen weiterreichen.

Da die Nachfrage nach wie vor gross ist, veröffentlicht Felix Immler ein weiteres Schnitzbuch. Ab dem 1. April ist sein neues Buch «Schnitz it yourself» erhältlich. Worin er speziellere Projekte vorstellt, die man so noch nie gesehen hat. «Was kann man denn sonst noch mit dem Sackmesser schnitzen, habe ich mich gefragt. Seit einigen Jahren kommt einfach nichts Neues in Sachen Schnitzerei auf den Markt. Ich wollte den Leuten einfach neue Projekte bieten.»

Mit dabei ist unter anderem eine Anleitung für ein Fallschirm, der aus einem Hundesäckchen und einem Pfeil besteht. Den kann man 20 Meter in die Luft katapultieren.

Kleines Messer, statt grosser Säbel

Die Sicherheit der Kinder ist Felix Immler wichtig. Da käme es schon mal vor, dass die Kinder die Konzentration verlieren und «ich ihnen eine Zwangspause verordnen muss.» Erstaunlich sei auch, mit welch ungeeigneten Werkzeugen er die Kinder manchmal schnitzen sehe. Manche seien mit  billigen ungeeigneten Klappmesser am Werk, andere hätten hingegen riesige «Säbel» dabei, sagt Schnitzprofi Immler. Dabei lässt sich eigentlich mit kleineren Messern viel präziser und kontrollierter arbeiten. Felix Immler benutzt für seine Schnitzereien meistens die kleine Klinge des Sackmessers.

Wer an einem Workshop teilnehmen möchte, muss sich etwas gedulden. Die Wochenende-Workshops sind bis Mitte 2020 ausgebucht.

 

 

veröffentlicht: 24. März 2019 17:46
aktualisiert: 24. März 2019 17:46

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