Zalando kommt nach Konstanz

· Online seit 14.12.2018, 13:13 Uhr
Zalando kennt man vor allem als Onlinehändler, der kleinen Geschäften das Leben schwer macht. Jetzt wird Zalando selbst zum Ladengeschäft. In Konstanz eröffnet der Kleiderhändler ein Outlet, wo Waren verkauft werden, die im Onlineshop nicht mehr angeboten werden. Das gefällt nicht allen.
Praktikant FM1Today
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Wenn man im Innenhof der Konstanzer Sparkasse zukünftig Schreie hört, ist das nicht zwangsläufig wegen eines Banküberfalls. Der Onlinehändler Zalando, der mit dem Spruch «Schrei vor Glück» wirbt, zieht in den Innenhof der Sparkasse Konstanz gegenüber des Bahnhofes. Momentan wird das Gebäude umgebaut, deshalb muss sich Zalando noch gedulden: Erst ab 2020 kann der Onlinehändler seine Kleider auch offline verkaufen.

«Wir suchen unsere Standorte nach der Grösse der Stadt, dem Verkaufspotenzial und der geografischen Lage, also zum Beispiel dem Einzugsgebiet, aus», sagt Dorothee Schönfeld, Geschäftsführerin der Zalando Outlets, in einer Mitteilung des Unternehmens. Für den Konstanzer Standort gesprochen haben dürfte vor allem das Einzugsgebiet, denn auch viele Schweizer kaufen regelmässig in der Stadt am Bodensee ein.

«Wir werden das spüren»

Auch deshalb sind viele Schweizer Läden in der Krise. Unternehmen wie Zalando sorgen dafür, dass in den Läden weniger eingekauft wird. «Wenn man sieht, wie viel Geld ins grenznahe Ausland abfliesst, kann man keine Freude daran haben, dass Zalando jetzt auch noch einen Laden in Konstanz eröffnet», sagt Urban Ruckstuhl, Vorstand des Dachverbandes der Thurgauer Fachgeschäfte. «Wir werden das spüren.»

Der Rückgang lässt sich auch mit Zahlen belegen: In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der leerstehenden Verkaufsfläche in der Ostschweiz verdoppelt, schreibt das Tagblatt. Die Konsequenzen des Einkaufstourismus sind für Ruckstuhl klar: «Ich nehme nicht an, dass für Schweizer Jugendliche eine Lehrstelle bei Zalando in Konstanz in Frage kommt. Sie wünschen sich eine Lehrstelle in der Schweiz. Irgendwann wird es diese aber nicht mehr geben.»

Kleider aus der Vorsaison

Dass mit Zalando ausgerechnet ein erfolgreicher Onlinehändler auf das analoge Verkaufen setzt, überrascht nur im ersten Moment: «Die Zalando-Outlet ergänzen andere Angebote der Zalando-Plattform strategisch sinnvoll», heisst es in der Mitteilung. In den Outlets sollen einerseits Kleider aus der Vorsaison verkauft werden, aber auch solche, wo nicht mehr alle Grössen verfügbar sind oder die einen kleinen Defekt haben. Dazu bringt ein Ladengeschäft auch Vorteile: «Vermutlich hat Zalando auch gemerkt, dass Online alleine nicht reicht. Die Detailhändler zeichnet aus, dass man mit ihnen reden kann. Das geht online nicht», sagt Ruckstuhl.

Zalando hat bereits ein wenig Erfahrung mit Outlet-Shops gesammelt. Bis jetzt betreibt der Konzern fünf solcher Geschäfte, hauptsächlich in grossen Städten wie Berlin, Hamburg oder Köln. Jetzt sollen sechs weitere folgen, neben Konstanz auch in Münster, Stuttgart, Hannover, Mannheim und Ulm.
veröffentlicht: 14. Dezember 2018 13:13
aktualisiert: 14. Dezember 2018 13:13
Quelle: tob

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