Winterthur

Stadträtin Cometta will Polizisten-Suizide untersuchen lassen

18.02.2022, 20:26 Uhr
· Online seit 18.02.2022, 06:27 Uhr
Die Stadtpolizei Winterthur wird von zwei Selbstmorden erschüttert. Innerhalb eines halben Jahres haben sich zwei Quartierpolizisten das Leben genommen. Nun sollen Untersuchungen zu den Umständen der Suizide folgen.
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Eine traurige Nachricht aus Winterthur. Nachdem letzten Sommer bereits ein Quartierpolizist seinem Leben ein Ende setzte, folgte am Freitag der nächste Suizid eines Winterthurer Polizisten auf dem Posten, wie der Blick schreibt.

Zwei Suizidfälle innerhalb eines halben Jahres

Die zwei Quartierpolizisten seien ein paar Jahre vor der Pensionierung gestanden. Dennoch entschieden sie sich für den Freitod. Sie schrieben in ihren Abschiedsbriefen, dass der Grund dafür sei, dass es ihnen bei der Stadtpolizei Winterthur so schlecht ging.

Zum ersten Suizid kam es im Juli 2021. Der Mann kehrte vom Wandern eine Woche nicht mehr zurück – er galt als vermisst. Schliesslich wurde der Polizist im Gebirge tot aufgefunden. Er hatte sein Leben selber beendet. Zum nächsten Suizid kam es letzten Freitag, als ein zweiter Quartierpolizist auf dem Polizeiposten in der Altstadt von Winterthur bei Dienstantritt seinem Leben ein Ende setzte. Hintergründe dazu sind nicht bekannt.

Der Mediendienst der Stadtpolizei bestätigt gegenüber dem Blick: «Am Freitag hat sich ein Mitarbeiter von uns das Leben genommen. Der Tod unseres langjährigen Mitarbeiters schockiert uns als Korps und als Menschen zutiefst.» Es werde eine Untersuchung eingeleitet.

«Führungsfehler müssen identifiziert und beseitigt werden»

Viele aus dem Polizeikorps verspüren neben der Trauer auch Ärger. Denn die Polizeikollegen von der Basis sehen die Schuld für die beiden Freitode in der Führungsetage.

Der Polizeibeamtenverband Winterthur (PBV) hat laut Blick in einem internen Brief geschrieben, dass der PBV einen Forderungskatalog an die Departementsvorsteherin Katrin Cometta und die Bereichsleitung der Stadtpolizei übergeben hat. «Darin sprechen wir von Schock, Trauer, aber auch von Wut. Wir haben darin zum Ausdruck gebracht, dass viele Kolleginnen und Kollegen die Schuld in der Führungskultur und im Verhalten einzelner Personen sehen. Wir möchten, dass jetzt Verantwortung übernommen wird.» Führungsfehler müssten identifiziert, benannt und beseitigt werden, so die Forderung. «Eine solche Tragödie darf sich nicht wiederholen.»

Cometta in der Verantwortung

Polizeivorsteherin Katrin Cometta (GLP) will nun doch die beiden Suizide untersuchen lassen. Sie hat beim Stadtrat einen Antrag auf eine umfassende Administrativ-Untersuchung gestellt. Dazu gehört auch die Untersuchung der beim ersten Vorfall ergriffenen Massnahmen, wie Cometta am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Sie bestätigte die Suizide von zwei langjährigen Mitarbeitern der Stadtpolizei.

Beide Todesfälle hätten das Korps zutiefst schockiert. Alle Mitarbeitenden und die Hinterbliebenen werden im Moment von einem Careteam betreut, wie dies bereits schon beim ersten Todesfall im Juli der Fall war.

(hap)

veröffentlicht: 18. Februar 2022 06:27
aktualisiert: 18. Februar 2022 20:26
Quelle: ZüriToday

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