Ostschweiz
St. Gallen

Saisonstart: Die Rorschacher Badhütte wird 100 Jahre alt

Mehr als eine Badi

Saison Nummer 100 für die Rorschacher Badhütte

09.05.2024, 08:58 Uhr
· Online seit 09.05.2024, 08:36 Uhr
Die Rorschacher Badhütte wird 2024 genau ein Jahrhundert alt. Ihre Bedeutung geht für viele Einheimische aber weit über die einer Badi oder einer Sehenswürdigkeit hinaus. Dabei sollte sie sogar mal abgerissen werden.
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Kaum ein Ort in der Ostschweiz ruft so viel Nostalgie hervor wie die historische Badhütte in der südlichsten Bucht des Bodensees. Auch heute sind die beiden Seiten des 1924 eröffneten Baus noch mit Männer- und Frauenbad angeschrieben – baden und Sonne tanken dürfen heute jedoch alle gemeinsam.

Die Badegäste liegen hier auch in Zeiten künstlicher Intelligenz und künstlicher Pobacken noch bereitwillig auf einer knarrenden Holzliegefläche. Sie wollen kreischenden Seevögeln lauschen und wähnen sich in einer Zeit, als es Bademode und Sonnenschirme nur zweifarbig gestreift gab.

Für viele Rorschacher ist die Badhütte ein Sehnsuchtsort vor der eigenen Haustüre, für Touristen eine beliebte Attraktion. Und das schon seit immer.

100 Jahre Wellen, Regen und Sonne

Mittlerweile ist die Rorschacher Badhütte eine Mischung aus Lokal und Badeanstalt. Der vordere Bereich lädt mit seinem besonderen Ambiente zum Verweilen und Essen ein, auch wenn es im Sommer ganz schön heiss werden kann. Baditypisches Essen wie Schnitzelbrot sucht man hier vergebens, stattdessen setzen die Betreiber auf regionale und nachhaltige Küche.

Die Badhütte wurde aber nicht immer so genutzt. Eröffnet wurde der Kastenbau am 22. Juni 1924 mit dem Zweck, die Körperhygiene der Bevölkerung zu verbessern. Davon zeugt auch heute noch das seichte Planschbad auf der Ostseite. Schnell wurde die Badhütte aber im Grunde zu dem, was sie heute ausmacht.

Ein wichtiger Treffpunkt, wo die Zeit ein bisschen anders läuft. Wo Grossmütter Romane lesen, die Jungs zwischen den Betonstelzen Wasserball spielen und die Wassertemperatur immer noch mit alten Holzschildchen angegeben wird. Das höchste ist übrigens 27 Grad.

Party und Facelifting zum Geburi

Nun gehen 100 Jahre natürlich nicht spurlos an einer Konstruktion vorbei, die zu einem grossen Teil aus Holz gefertigt ist. Das letzte verbleibende Bauwerk seiner Art auf der Schweizer Seite des Sees soll anlässlich seines Geburtstags daher ein wenig aufgefrischt werden.

Der grösste Posten ist das Dach. Dieses hätte eigentlich im Herbst 2023 ersetzt werden sollen, pünktlich auf das Jubiläum. Aufgrund einiger Unklarheiten wird die Dachsanierung nun erst nach der Badesaison 24 durchgeführt.

Besucherinnen und Besucher werden sich an das neue Dach wohl gewöhnen müssen. Aus dem vertrauten Braun wird ein dunkles Bordeaux-Rot. Durchaus dem Original nachempfunden, doch das heutige Dach ist durch Witterungseinwirkungen sehr weit vom ursprünglichen Farbton entfernt.

Die Stadt Rorschach widmet ihrem zweitbekanntesten Bauwerk nach dem Kornhaus dazu eine kleine Feier. Am 22. Juni 2024 wird es zwei Festreden geben und eine Fotoausstellung in den auch heute noch sehr spartanischen Umkleidekabinchen.

Nochmal 100 Jahre?

Das alles soll Bestand haben. Die Rorschacher Badhütte ist nicht umsonst im Kulturgüterschutzinventar für Objekte nationaler Bedeutung geführt und gilt als eine der schönsten Badis des Landes. 

Aus heutiger Sicht kaum zu glauben, dass es vor fast 30 Jahren politische Bestrebungen gab, den ikonischen Bau abzureissen. Die Bevölkerung stemmte sich im Jahr 1996 erfolgreich dagegen. Denn für Rorschach ist die Badhütte mehr als nur eine Badi. Sie war für die heutigen Semester immer da – und sie soll es bleiben.

veröffentlicht: 9. Mai 2024 08:36
aktualisiert: 9. Mai 2024 08:58
Quelle: FM1Today

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