Bund zu Coronavirus

Polizei erhöht Präsenz – Taskforce mit Forschern installiert

02.04.2020, 17:03 Uhr
· Online seit 02.04.2020, 13:54 Uhr
Die Lage hat sich noch nicht entspannt: Jeden Tag werden in der Schweiz rund 1000 Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Eine neue Forschergruppe wird nun dem Bund zur Seite stehen, mit verstärkter Polizeipräsenz sollen die Schutzregeln auch bei schönem Wetter durchgesetzt werden.
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Es sei kein steiler Anstieg, aber immer noch eine beträchtliche Anzahl Menschen, die sich täglich anstecken, sagt Daniel Koch, Leiter übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Donnerstag vor den Medien. Der Höhepunkt des Coronavirus in der Schweiz sei noch nicht erreicht. Für verlässliche Prognosen, wie es in den nächsten Wochen weitergehe, sei es zu früh.

Zu früh ist es laut Koch auch für eine Lockerung der Massnahmen. «Bleiben sie auf Distanz, halten Sie sich an die Abstandsregeln, beachten Sie die Hygienevorschriften», mahnt er.

Sorgen bereiten der Polizei die kommenden Feiertage und das schöne Wetter. «Wir verstehen, wie schwierig es ist, drinnen zu bleiben», sagt Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten.

Er appelliert aber dringend, dass die Bevölkerung die Regeln einhält. «Alle Polizeikorps in den Kantonen sind zurzeit unterwegs und wollen nicht büssen, sondern mit den Leuten reden, damit sie zu Hause bleiben», sagt Blättler. «Die Einhaltung der Regeln ist überlebensnotwendig – auch bei schönem Wetter. Jung und Alt tragen Verantwortung.» Den lokalen Polizeibehörden stehe es frei, stark frequentierte Naherholungsgebiete abzusperren. Die Polizei wird zudem ihre Präsenz im öffentliche Raum noch weiter verstärken. 

Anstieg der Ansteckungen in allen Kantonen

Die Situation auf den Intensivstationen ist laut dem Bund soweit unter Kontrolle. Es gebe «nur eine minime Zunahme der Belegung», sagt Koch. Derzeit würden 378 Patienten beatmet. In der ganzen Schweiz sei «alles im grünen Bereich».

Gemäss den Zahlen des BAG weist die Schweiz eine der höchsten Inzidenzraten in Europa auf: 213 Erkrankte kommen auf 100'000 Einwohner. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl der laborbestätigten Infektionen um 1128, wie das BAG am Donnerstag mitteilt. Die Krankheit tritt in allen Kantonen und im Fürstentum auf.

Das BAG zählt 432 Todesfälle im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19. Die auf Angaben aus den Kantonen basierende Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ergab bis Donnerstagmittag 500 Todesopfer. Seit dem 24. Februar wurden 139'330 Personen auf das Coronavirus getestet. 15 Prozent der Tests fielen positiv aus.

Neue Taskforce für den Bundesrat und das BAG

Ein neu installiertes Beratungsgremium wird das BAG und den Bundesrat ab sofort beraten und unterstützen. Matthias Egger, Epidemiologe und Präsident des nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds, wird das Gremium leiten. Dem Gremium angegliedert sind neun Expertengruppen zu verschiedenen Themen wie etwa Diagnostik, Prävention in den Spitälern und Public Health. Gemäss Egger sollen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter Forschungsfelder erschliessen und Innovationen fördern.

Eine Innovation ist zum Beispiel die App «PEPP-PT». Die von europäischen Forscherinnen und Forschern entwickelte App soll Personen, die mit Infizierten in Kontakt gekommen sind, durch die in den meisten Handys eingebaute Bluetooth-Technologie aufspüren und über das Risiko informieren. Geht es nach Egger, soll sie so bald wie möglich auch in der Schweiz verfügbar sein. Er schätzt, dass zirka 30 Prozent aller Menschen in der Schweiz bereit wären, die App zu nutzen. «Bereits dann hätte die App einen wichtigen Effekt», sagt Egger. Er betont, dass die Anwendung der App auf Freiwilligkeit basiert.

(sda/CH Media/agm)

Hier der Ticker der Medienkonferenz des Bundes vom Donnerstag, 2. April, in Bern zum Nachlesen:

veröffentlicht: 2. April 2020 13:54
aktualisiert: 2. April 2020 17:03
Quelle: FM1Today

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