Mehr als hundert Tote bei Anschlagserie in Paris

14.11.2015, 01:52 Uhr
· Online seit 13.11.2015, 22:27 Uhr
Bei fast zeitgleichen Anschlägen an sieben Orten in Paris sind am Freitagabend mehr als hundert Menschen getötet worden. Rund hundert Tote gab es allein bei einer Geiselnahme in einer Konzerthalle im Nordosten der französischen Hauptstadt. Die Polizei stürmte das Gebäude.
Christoph Fust
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Die Behörden gehen von rund 140 Todesopfern aus. Präsident François Hollande sprach von «bisher nie dagewesenen Terrorangriffen», verhängte den Ausnahmezustand für ganz Frankreich und liess die Grenzen schliessen. Zuvor hatte es in der französischen Hauptstadt mehrere Schiessereien und eine Geiselnahme in der Konzerthalle Bataclan gegeben.

In der Nähe des Fussballstadions Stade de France im Norden von Paris, wo gerade die Nationalmannschaften von Deutschland und Frankreich gegeneinander spielten, ereigneten sich mehrere Explosion. Mindestens eine von ihnen wurde von einem Selbstmordattentäter ausgelöst, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. 50 Verletzte schwebten am Abend noch in Lebensgefahr.

Kurz nach Mitternacht stürmten Einsatzkräfte der Polizei die Konzerthalle Bataclan, wo die Geiselnahme zu diesem Zeitpunkt noch andauerte. 1500 Menschen waren für ein Konzert der US-Band «Eagles of Death Metal» in der Halle. Nach dem Ende des Einsatzes verlautete aus Ermittlerkreisen, es habe in der Halle rund hundert Tote gegeben. Drei mutmassliche Terroristen seien getötet worden. Ein Augenzeuge berichtete im Radiosender France Info, die Angreifer hätten «Allah Akbar» (Gott ist gross) gerufen und «voll in die Menge geschossen».

Urheberschaft unklar

Wer hinter der Geiselnahme steckte und wie viele Menschen in der Halle waren, war zunächst unbekannt. Die Konzerthalle liegt nur etwa 200 Meter von der früheren Redaktion der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» entfernt, die Islamisten im Januar angegriffen und dabei und bei ihrer Flucht zwölf Menschen getötet hatten.

Hollande sagte, er habe «alle möglichen Einsatzkräften mobilisiert», um «die Terroristen zu neutralisieren» und die Sicherheit in den betroffenen Stadtvierteln wieder herzustellen. Er habe zudem militärische Verstärkung für den Ballungsraum Paris angefordert, um weitere Anschläge zu verhindern. «Es gibt mehrere Dutzend Tote und Dutzende Verletzte . Es ist ein Grauen», fügte er hinzu.

Hollande war noch vor Ende des Fussballspiels aus dem Stadion im Norden von Paris in Sicherheit gebracht worden und richtete im Innenministerium einen Krisenstab ein. Die Zuschauer wurden aus drei Ausgängen geleitet. Hunderte Zuschauer hatten sich nach dem Abpfiff zunächst auf den Rasen begeben und dort ausgeharrt.

«Barbarisch und feige»

Die Polizei und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo forderten alle Pariser auf, zu Hause zu bleiben. Die für Terrorismus zuständige Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Die Spitäler in Paris setzten einen Notfall- und Krisenplan in Kraft. Fünf Metro-Linien wurden unterbrochen. Das französische Aussenministerium teilt mit, dass die Flughäfen offen bleiben und Flüge und Züge weiter verkehren.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte die «barbarischen und feigen Terrorangriffe» von Paris scharf. «Die Mitglieder des Sicherheitsrates drücken ihre tiefe Anteilnahme für die Familien der Opfer und der Regierung Frankreichs aus», heisst es in einer am späten Freitagabend (Ortszeit) verbreiteten Erklärung. Die Schuldigen für diese terroristischen Akte müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich «tief erschüttert» über die Gewalt. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Anschlagsserie als «einen Angriff auf die ganze Menschheit und unsere universellen Werte». Bei einer kurzen Ansprache im Weissen Haus bot er Frankreich die Hilfe seines Landes an, um «die Terroristen vor Gericht zu bringen». Auch der britische Premierminister David Cameron zeigte sich schockiert.

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veröffentlicht: 13. November 2015 22:27
aktualisiert: 14. November 2015 01:52
Quelle: red

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