Neuer Silvester 2022

«Froschpüggeli-Momente» – Silvesterchläuse verzaubern Urnäsch

· Online seit 31.12.2022, 17:27 Uhr
Einzigartige Silvesterstimmung in Urnäsch: Die Silvesterchläuse ziehen am 31. Dezember nach gewohnter Tradition von Haus zu Haus und wünschen ein frohes Neues Jahr. TVO-Journalistin Carmen Frei hat einen Schuppel bei seiner Tour rund um Urnäsch begleitet.

Quelle: Carmen Frei / TVO, Lena Rhyner / FM1Today

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Wer morgens um vier Uhr Speck und Rösti isst, hat einen anstrengenden Tag vor sich: Im Haus der Familie Knöpfel liegt Aufregung in der Luft. Ein Schuppel, also eine Gruppe von sechs Silvesterchläusen, findet sich hier zusammen. Es wird gefrühstückt, bevor die Männer in die Kostüme steigen und in die noch dunkle Nacht losziehen. «Man kann sowieso nicht richtig schlafen. Da ist man fast froh, wenn man endlich aufstehen kann», sagt Sämi Falk. Er ist einer der Silvesterchläuse dieses Schuppels. Man freue sich lange darauf, bis der Silvester endlich komme.

Bei der jahrundertealten Tradition ziehen Männer in den aufwändigen Kostümen von Haus zu Haus, um ein gutes Neues Jahr zu wünschen. Besonders beliebt sind die «Schönen»: Sie tragen aufwändige und kunstvoll verzierte Kopfbedeckungen. Dazu gehören auch die Silvesterchläuse, die sich bei der Familie Knöpfel die letzten Röstikrümel vom Teller kratzen.

Mit läutenden Glocken in den Sonnenaufgang

Es ist stockdunkel, als die Schuppel in Urnäsch losziehen. Auch die Chläuse des Schuppels von Sämi Falk ziehen die Kostüme an und setzen die aufwendig verzierten Hüte auf. «Extra für dieses Jahr haben wir neue Kostüme gemacht», sagt Sämi Falk. Eine aufwändige Arbeit: «Jede freie Minute wird dafür investiert.»

Es geht los. Die LEDs der Kopfbedeckungen leuchten in der Dunkelheit, während sie mit läutenten Glocken durch Urnäsch ziehen. Den Schuppel führt der «Vorrolli» mit 13 kleineren Schellen an, es folgen die vier «Schelli» mit Kuhglocken. Das Schlusslicht bildet der «Nachrolli», auch er hat 13 kleinere Schellen an seinem Kostum festgemacht. So marschieren sie auf ihrer Route, dem sogenannten «Strech».

Immer wieder bleiben sie bei den Häusern stehen, stellen sich in einen Kreis, singen ein «Zäuerli» oder läuten mit den Schellen. «Es klopft das Herz, wenn man die Glocken von weitem hört.» Sonja Egli aus Urnäsch freut sich das ganze Jahr auf diesen Tag.

«Ein Froschpüggeli-Moment»

Es ist mittlerweile hell geworden, die Chläuse sind seit einigen Stunden auf den Beinen. Zwischen 20 und 30 Kilogramm wiegen die Kostüme, die sie auf den Schultern tragen. Das braucht Energie: Bei den Zwischenstopps warten Weisswein, Glühwein und Snacks. Unter anderem beim Haus von Chrigel Knöpfel: «Es ist eine grosse Ehre, wenn wir sie bewirten dürfen und sie vor unserem Haus chlausen.» Man sehe die Chläuse jedes Jahr. Doch wenn sie vor dem eigenen Stall stehen blieben, dann gebe das Gänsehaut: «Das ist ein Froschpüggeli-Moment, der einem wirklich nahe geht.»

Bis Mitternacht unterwegs

Der Tag als Silvesterchlaus ist lang: Bis 12 Uhr in der Nacht sind die verschiedenen Schuppel in und um Urnäsch unterwegs. Die «Schönen» mit den verzierten Kopfbedeckungen, die «Wüeschte» mit struppigen Kostümen oder die «Schö-Wüeschte» mit Kostümen aus Laub, Tannzapfen und Tannenästen. Wie man so lange durchält? «Dafür gibt es kein Rezept, das geht einfach», so Silvestcherchlaus Falk. Das Chlausen sei ein Fieber, das einem packe.

(rhy)

veröffentlicht: 31. Dezember 2022 17:27
aktualisiert: 31. Dezember 2022 17:27
Quelle: TVO

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