Mit Waffen zur «Weltrevolution»

09.01.2019, 19:58 Uhr
· Online seit 09.01.2019, 18:03 Uhr
Nachdem die Kantonspolizei Thurgau am Sonntagabend einen 25-jährigen Schweizer und einen 19-jährigen Deutschen wegen Schusswaffen verhaftet hatte, taucht jetzt ein Video auf, das vor der Flucht der beiden aufgenommen wurde.
Sandro Zulian
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Wegen einer «möglichen Straftat im Zusammenhang mit Schusswaffen» löste die Innerrhoder Kantonspolizei am Sonntagabend eine interkantonale Grossfahndung nach zwei Fahrzeugen aus. Eines der Autos fand die Kantonspolizei St.Gallen verlassen im Raum Oberbüren – das zweite Fahrzeug, den «Mini» eines 25-Jährigen, sichtete eine Patrouille der Kantonspolizei Thurgau gegen 19.45 Uhr in Märstetten. Der 25-Jährige fuhr durch drei Kantone, die Polizei verfolgte ihn dabei. Was den beiden Männern vor der Flucht genau vorgeworfen wurde, ist bislang unklar (FM1Today berichtete).

Krude Aussagen mit Waffe in der Hand

Nun liegt ein Video des mutmasslichen Straftäters vor. In der Aufnahme, die FM1Today vorliegt, wendet sich der 25-jährige J.M. aus dem Appenzellerland in einer kruden Ansprache an «alle Mitmenschen auf der Erde». Das Video werde «sehr verstörend» auf die meisten wirken, sagt der 25-jährige Schweizer auf hochdeutsch mit schwerem Schweizer Akzent in die Kamera. In der Hand hält er eine Pistole. «Ich kann euch versichern, wir sind keine Terroristen und keine Ausserirdischen und keine künstlichen Intelligenzen», erklärt der junge Mann auf dem Balkon eines Wohnhauses.

Entgegen der Maschinerie, der Propaganda der Weltregierung, seien sie einfach nur eine Weiterentwicklung des normalen Homo Sapiens'. Sie hätten ein erweitertes Bewusstsein erlangt. Dieses hätte ihnen nun erlaubt, Schritte unterbewusst vorzubereiten, um eine Revolution gegen die Weltregierung, die 99 Prozent der Ressourcen und alle Menschen unter ihrer Fuchtel habe, zu führen. Die beiden starten ihren Sturm gegen die herrschende Klasse mit einer «grob geschätzten Ausrüstung» von 50'000 Franken.

Startschuss für die «Weltrevolution»

«Das ist eine Leuchtpistole», sagt der 25-Jährige und lacht in die Kamera. Damit wolle er nun den Startschuss geben für die «Weltrevolution». Anfangs zaudert der Mann und äussert die Hoffnung, dass die Pistole wirklich funktioniert: «Die ist aus dem Jahr 1933.»

Dann hält er die Waffe in die Luft und drückt ab. Ein Schuss ertönt, hinter der Kamera hört man den Filmer jubeln. Auf dem Parkplatz schauen Passanten verwundert zum Balkon hoch. «Das gibt gar nichts», sagt er nach dem Schuss in Appenzeller Dialekt, als er merkt, dass seine Signalpistole bei Tageslicht kaum zu sehen ist.

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Appenzell Innerrhoden bestätigt die Identität des Protagonisten und damit die Echtheit des Videos. Zum Schutze der im Video vorkommenden Personen wurde das Material sowohl verpixelt, als auch der Ton verzerrt.

Angsteinflössendes Weltbild

Möglicherweise hat das schnelle Handeln der Polizei Schlimmeres verhindert. Im Beitrag von TVO analysiert der Forensische Psychiater Thomas Knecht das Video: «Hier lebt jemand in einem Weltbild, das ihm anscheinend selber grosse Angst macht. Er will sich vor vermeintlichen Gefahren schützen. Da ist die Gefahr gross, dass man sich mit Waffen ausrüstet.»

Die Staatsanwaltschaft des Kanton Appenzell Innerrhodens verspricht, in den nächsten Tagen mehr Informationen bekannt zu geben.

(red.)

 

veröffentlicht: 9. Januar 2019 18:03
aktualisiert: 9. Januar 2019 19:58

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