Tunnel-Projekt

Zubringer Güterbahnhof: Auch in Ausserrhoden ist man sich uneins

21.11.2023, 11:56 Uhr
· Online seit 21.11.2023, 06:13 Uhr
Der Liebegg-Tunnel soll für Verkehrsentlastung in der Stadt St.Gallen und der Region sorgen. Nun startet das Mitwirkungsverfahren. Am Montagabend stand ein Informationsanlass zum Verkehrsprojekt in der Gemeinde Teufen auf dem Programm.

Quelle: TVO / Nicole Milz / FM1 Today / Marian Märki / Céline Stieger

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Die städtischen Quartiere in St.Gallen sowie die Teufener- und Oberstrasse sind zu den Stosszeiten regelmässig verstopft. Der geplante Zubringer Güterbahnhof, eine neue unterirdische Verbindung zwischen der Liebegg, dem Güterbahnhof und der Autobahn, soll hier Entlastung schaffen. Nun hat das Mitwirkungsverfahren begonnen.

Am Donnerstag wurde der St.Galler Bevölkerung das Projekt und die Mitwirkungsmöglichkeiten vorgestellt. Die Meinungen zum Projekt gingen in der Gallus-Stadt zum Teil weit auseinander. Am Montagabend wurde dann die Ausserrhoder Bevölkerung in Teufen in das Mitwirkungsverfahren eingeweiht und das Projekt nochmals vorgestellt.

Doch inwiefern betrifft das Projekt die Ausserrhoder Bevölkerung, der Grossteil ist ja auf St.Galler Gebiet? Da gibt es einige Punkte. Zum einen wurde das Vorprojekt für den Liebegg-Tunnel und die Anschlüsse an die Stadt St.Gallen von den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und St.Gallen sowie der Stadt St.Gallen und der Gemeinde Teufen erarbeitet. Zum anderen befindet sich das Südportal des Tunnels auf Ausserrhoder Gebiet.

Ausserrhoder Bevölkerung kann mitreden – aber nicht überall

Allerdings kann die Bevölkerung nicht überall mitsprechen. So ist beispielsweise der Tunnel Feldli und der unterirdische Kreisel vom Mitwirkungsverfahren ausgeschlossen, da diese vom Bund geplant werden. Konkret kann die Ausserrhoder Bevölkerung aber, wie die St.Galler Bevölkerung auch, laut Gesamtprojektleiter Pascal Hinder bei den beiden geplanten oberirdischen Zubringern St.Leonhardstrasse und Oberstrasse und beim Anschluss Liebegg mitwirken.

Doch ist es nicht komisch, wenn die Ausserrhoder bei den Projekten in der Stadt St.Gallen mitreden? Hinder erklärt: «Für beide Kantone war es wichtig, dass wir alle Bürgerinnen und Bürger dazu einladen, mitzumachen. Grundsätzlich kann uns jede und jeder Feedback zum Projekt geben.»

Kanton und Gemeinde unterstützen Bauvorhaben

Während des Anlasses wird ganz schnell klar: Die Politik unterstützt das Projekt. Der Ausserrrhoder Regierungsrat Dölf Biasotto, Vorsteher des Baudepartements, macht sich im Namen der Regierung für das Projekt stark. «Der Verkehrsraum St.Gallen muss funktionieren», sagt Biasotto vor dem gut gefüllten Saal in Teufen. Damit dies so bleibe und die Quartiere entlastet werden, sei die Engpassbeseitigung St.Gallen aus Sicht der Ausserrhoder Regierung die richtige Lösung.

Im Interview mit TVO betont Dölf Biasotto, dass der Kanton Appenzell Ausserrhoden auf eine gute Verkehrsanbindung, insbesondere an St.Gallen, angewiesen ist. Sei es für Pendler oder den Transport. Darum müsse dieser Engpass beseitigt werden. Auch der öffentliche Verkehr profitiere laut dem Bauvorsteher vom Projekt, da ein Grossteil des ÖV ebenfalls auf der Strasse unterwegs sei. Wird der Individualverkehr direkt auf die Schnellstrasse geleitet, kann der öffentliche Verkehr einfacher fliessen.

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Die Ausserrhoder Regierung sei sich bewusst, dass durch so ein Bauwerk auch zusätzlicher Verkehr anfallen könnte. Laut Biasotto überwiegen aber die Vorteile, die die Entlastung mit sich zieht. «Die städtischen Quartiere werden entlastet. Dies führt zu mehr Sicherheit und Freiraum für den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr», erklärt der Regierungsrat.

Auch Reto Altherr, der Gemeindepräsident von Teufen, weibelt fleissig für das Projekt. «Dieses Bauprojekt ist nicht nur für Teufen von grosser Bedeutung, sondern für die ganze Region», ist sich Altherr sicher. Er erhofft sich eine rasche Anbindung seiner Gemeinde an die Schnellstrasse, ohne durch das verstopfte St.Gallen zu müssen. Es sei die naheliegendste Lösung.

Das Argument, dass bei diesem Projekt nur St.Gallen profitieren würde, das lässt Altherr nicht gelten. Es sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen. «Klar helfen wir so, die Quartiere in der Stadt zu entlastet, aber wir haben ja auch was davon, nämlich eine gute Anbindung», sagt der Teufener Gemeindepräsident. Für ihn ist klar, dass die Mobilität in Zukunft zunehmen werde. Darum sei es wichtig, mit solchen Projekten vorauszuplanen.

Biasotto wie auch Altherr zeigen sich zufrieden mit dem Anlass. Für Biasotto sei der Umgang trotz anderer Meinungen sehr respektvoll gewesen. Zudem seien auch gute Fragen gestellt worden. Auch Altherr freut sich, dass die Bevölkerung so zahlreich erschienen ist und sich mit dem Projekt auseinandersetzt.

Gemischte Gefühle bei Bevölkerung

Die grosse Begeisterung der Regierung und Gemeinde über das Projekt wird im Saal von vielen geteilt. Für die meisten ist der Tunnel die beste Lösung. So sagt ein älterer Herr im Gespräch mit TVO, dass sein einziger Kritikpunkt die Zeit sei. Es hätte schon viel früher damit begonnen werden sollen. Ein anderer betont, dass es ein Schritt in die richtige Richtung sei, weil das Projekt sowohl für den Individualverkehr als auch den öffentlichen Verkehr und den Veloverkehr die richtigen Ansätze und Lösungen beinhalte.

Doch nicht alle im Saal teilen diese Meinung. So gibt es mehrere Personen, die sich kritisch zum Projekt äussern. Eine Ausserrhoderin gibt im Gespräch mit FM1Today beispielsweise an, dass ihrer Ansicht nach der öffentliche Verkehr zu wenig berücksichtigt werde, um die Probleme zu lösen. Ein anderer findet, dass es der falsche Ansatz sei. Er befürchtet, dass durch den Tunnel das Verkehrsaufkommen in der Region massiv zunehmen könnte. «Wer Strassen baut, wird Verkehr ernten», sagt er. Die vorgeschlagene Lösung sei veraltet und nicht auf den Verkehr der Zukunft ausgerichtet.

Verfahren dauert bis im Januar

Die Bevölkerung hat nun also die Möglichkeit, ihre Kritik und Vorschläge anzubringen. Die Mitwirkung dauert bis am 8. Januar 2024. Die Projektbeteiligten werden die Rückmeldungen der Bevölkerung auswerten und dann einen Mitwirkungsbericht erstellen. Dieser soll voraussichtlich im 2. Quartal 2024 fertiggestellt sein.

veröffentlicht: 21. November 2023 06:13
aktualisiert: 21. November 2023 11:56
Quelle: FM1Today

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