Ostschweiz

Dauerregen sorgt für Ernteausfälle und Salatmangel im Ostschweizer Detailhandel

Wegen Dauerregen

Bald kein Salat mehr im Detailhandel? Regenwetter führt zu Gemüseknappheit

09.08.2021, 08:21 Uhr
· Online seit 09.08.2021, 05:41 Uhr
Gemüsebauern haben mit Ernteausfällen zu kämpfen, weil es seit Wochen regnet. Auch die Detailhändler stehen deshalb vor Problemen: Weil die ganze Schweiz vom Wetter betroffen ist, können regionale Engpässe nicht behoben werden – es muss importiert und mit höheren Preisen gerechnet werden.
Nico Conzett
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Es regnet seit Wochen und manchmal tageweise ohne Unterbruch. Was für die meisten Leute in erster Linie schade ist, weil sie kein sonniges Sommerwetter geniessen können, hat für die Gemüsebäuerinnen und -bauern direkte finanzielle Konsequenzen: Salate, Erdbeeren und Kirschen können nicht geerntet werden, teilweise ertrinkt das Gemüse förmlich in den Regenfällen.

Ernteausfälle und Qualitätseinbussen

«Das Problem im Gemüsebau ist vor allem, dass viele Kulturen gar nicht gepflanzt werden konnten», sagt Bruno Giger vom St.Galler Bauernverband gegenüber FM1Today. Zudem sei jenes Gemüse, das derzeit auf den Feldern wächst, oft von Qualitätseinbussen betroffen – zu nass, zu kalt ist es aktuell.

Gibt es also bald keinen Kopfsalat aus der Region mehr? Die Detailhändler Coop und Migros sehen sich zeitweise mit knappen Lieferungen konfrontiert, die Salatregale sind teilweise weniger dicht gefüllt als sonst, vor allem jene mit regionalen Produkten.

Importe sind praktisch unvermeidbar

Deshalb müssen die Detailhändler die Defizite gelegentlich mit Obst und Gemüse aus dem Ausland kompensieren, damit keine Versorgungsengpässe entstehen. «Sind Schweizer Früchte und Gemüse aufgrund der Wetterverhältnisse nicht in ausreichender Quantität oder Qualität verfügbar, werden diese aus dem nahen Ausland importiert», sagt Rebecca Veiga, Leiterin der Medienstelle von Coop, auf Anfrage von FM1Today. Besonders Blattsalate seien zur Zeit stark von der schlechten Wetterlage betroffen.

Ähnlich ist die Situation bei der Migros Ostschweiz. Dort sind vor allem Blumenkohl, Brokkoli und Fenchel knapp, wie Mediensprecher Andreas Bühler sagt. «Bei allen anderen Sorten erhalten wir aktuell auch aus regionaler Produktion ausreichende Mengen.» Bühler betont, dass die Migros nur auf Importe aus dem Ausland zurückgreift, wenn es wirklich nicht anders geht.

Auch die Preise steigen

Die Gemüseknappheit schlägt sich in den Preisen nieder. Die finanziellen Auswirkungen verlagern sich damit letzten Endes auf die Kundinnen und Kunden. «Aufgrund der Wetterlage der letzten Wochen ist bei Schweizer Früchten und Gemüse vereinzelt mit steigenden Beschaffungspreisen zu rechnen», so Veiga. Das Unternehmen will aber nur unvermeidbare Preiserhöhungen auf die Kundinnen und Kunden überwälzen.

Die Migros will hingegen gar keine Aussage zur Preisentwicklung treffen: «Die Preise für Gemüse schwanken während des ganzen Jahres und sind abhängig von Saison, Herkunft und verfügbaren Mengen. Eine generelle Aussage zur Preisentwicklung in den kommenden Wochen ist nicht möglich.»

Trotz der unbestritten langen und intensiven Regenperiode in diesem Sommer, betont Migros-Sprecher Bühler, dass die Schweizer Landwirtschaft in den vergangenen Jahren bereits mit anderen Wetterphänomen wie extremer Trockenheit zu kämpfen hatte und diese die Ernten beeinträchtigt hätten.

«Ein Ausnahmejahr»

Für Bruno Giger vom St.Galler Bauernverband ist die Situation aber definitiv nicht vergleichbar mit anderen Jahren. «Man kann keine Parallelen zu anderen Jahren ziehen, es ist ein Ausnahmejahr, weil das Angebot in der Schweiz grossflächig wegfällt», sagt er. Zwar gebe es jedes Jahr Gebiete, die unter dem Wetter leiden, dann könnten die Detailhändler aber immerhin das schweizerische Angebot mit Produkten aus anderen Regionen aufrechterhalten. In diesem Jahr ist die Situation aber praktisch im ganzen Land prekär, so dass zwingend auf Importe aus dem Ausland zurückgegriffen werden muss.

Eine regenfreie Woche wäre wertvoll

Für Giger ist klar, was für die Landwirtschaft und insbesondere die Gemüsebranche wünschenswert wäre: Eine regenfreie Schönwetterphase, in welcher geerntet und dann wieder gesät werden kann. «Eine Woche ohne Regen würde die Situation schon sehr entschärfen», so Giger.

veröffentlicht: 9. August 2021 05:41
aktualisiert: 9. August 2021 08:21
Quelle: FM1Today

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