Autobahn

«Blödsinn» – Grüne Idee Tempo 100 entzweit Autofahrer und Politiker

· Online seit 20.04.2022, 20:14 Uhr
Die Grünen fordern ein schweizweites Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde. So kommt das Ansinnen der Partei bei befragten Autofahrern und Politikern in der Ostschweiz an.

Quelle: tvo

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Schon bald könnte es sein, dass manch ein Autofahrer oder eine Autofahrerin nach dem Snack auf der Raststätte nicht mehr auf 120 Kilometer pro Stunde beschleunigt, sondern lediglich noch auf 100. Die Forderung der Grünen Partei spaltet die befragten Automobilistinnen und Automobilisten.

Autofahrer sind sich uneins

«Ich finde es ehrlich gesagt Blödsinn. Ich würde das nicht unterstützen», sagt Peter Eisenring aus Islikon. Würde das Tempolimit allerdings durchgesetzt werden, so müsse man sich wohl oder übel fügen.

«Ich denke, es ist ein Puzzlestein in einer guten Palette», so die gegenteilige Meinung von Noldi Bächler aus St. Gallen. Wie wirksam und nachhaltig dieser Stein dann allerdings sein wird, das wird sich zeigen müssen.

«100 ist sehr wenig», gibt Dieter Lanz aus Neunforn zu Bedenken. «Ich glaube, es bringt nichts. Ob 100 oder 120, mich würde es sehr nerven.»

Benzinsparen gegen Putin

Bei den Ideengeberinnen und Ideengebern ist das Vorhaben allerdings fast schon alternativlos. Nebst dem Umweltschutz gäbe es nämlich noch weitere Vorteile, fügt Meinrad Gschwend an, St.Galler Kantonsrat der Grünen: «Auch lärmtechnisch wäre es gut.» Weiter sei die Idee insofern zielführend, da man in der heutigen Zeit speziell über die Einfuhr von Benzin, Öl und Gas reden müsse. «Jeder Liter Benzin, den man spart und der die Kriegskasse Russlands schmälert, ist ein guter Liter Benzin.»

Eine hitzige Diskussion ist vorprogrammiert, denn der Strassenverkehr ist seit eh und je ein emotionales Thema. SVP-Fraktionspräsident im St.Galler Kantonsrat, Michael Götte, hält auch nicht viel von der Idee der Grünen: «Ich finde das keine geeignete Massnahme. Unsere Infrastruktur hat sich mit 120 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn bewährt.»

Fast 50 Prozent sind Freizeitfahrten

Diese Infrastruktur müsse sich allerdings der Zeit anpassen, sagt Meinrad Gschwend. Eine Tempo-Anpasssung reicht ihm nämlich nicht. Er will noch viel weiter gehen: «Ganz konkret: viel weniger Autofahren als bisher. Das ist auch möglich, wenn man weiss, dass fast 50 Prozent der Autofahrten Freizeitfahrten sind.» Mit den gefahrenen Kilometern «massiv» herunterzukommen, sei absolut möglich.

Erst sollen die Autos aber langsamer fahren. Die Forderung ist den Grünen ernst: Anfang Mai ist ein Vorstoss im Nationalrat geplant.

(red.)

veröffentlicht: 20. April 2022 20:14
aktualisiert: 20. April 2022 20:14
Quelle: TVO

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