Chauffeur: «Ein Fahrgast hat mir Prügel angedroht»

08.02.2018, 10:25 Uhr
· Online seit 08.02.2018, 10:11 Uhr
Nach dem Zwischenfall in einem Seebus in Rorschacherberg mit Polizeieinsatz meldet sich Bus-Chauffeur Rainer Löwen zu Wort. Er habe sich nicht über ein Kind genervt. «Ein Fahrgast hat mir Prügel angedroht», sagt er.
Stephanie Martina
Anzeige

St.Galler Tagblatt/Maria Kobler-Wyer

Ein Kleinkind soll im Bus von Rorschacherberg ständig die Stop-Taste gedrückt haben. Der Chauffeur muss mehrmals anhalten, obwohl niemand aus- oder einsteigt. Als der Passagier schliesslich tatsächlich aussteigen will, hält der Chauffeur den Bus nicht an, schildert Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen den Vorfall, der sich am Dienstag in Rorschacherberg abspielte. «Daraufhin kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung», sagt Krüsi am Dienstag gegenüber dem «Tagblatt».

20 Minuten Verspätung wegen Vorfall

Dass ein Kleinkind im Bus ständig die Stop-Taste gedrückt und damit den Busfahrer verärgert habe, stimme nicht, ärgert sich Chauffeur Rainer Löwen. Er sei beim Stadtbahnhof losgefahren, dann seien beim Pflegeheim einige Personen ausgestiegen. «Bei der Zelggstrasse hat niemand gedrückt, deshalb bin ich weitergefahren», sagt Löwen. Nach 100 Metern habe ein Fahrgast dann aber losgebrüllt, weil er nicht angehalten habe. «Bei der Rosenegg habe ich angehalten», sagt der Chauffeur. Plötzlich sei ein Zweimeter-Riese vor ihm gestanden - der englisch sprechende Mann habe ihm dann Schläge angedroht. Er wollte, dass er ihn zur Haltestelle zurückfahre. «Ich habe dem Mann erklärt, dass er nicht im Taxi sitze, sondern im Bus», sagt Löwen. Er habe daraufhin die Polizei alarmiert, weil er bedroht wurde. Nach Eintreffen der Polizei hat Löwen der Leitstelle mitgeteilt, dass er 20 Minuten Verspätung habe. Ein Polizist bekam dieses Gespräch mit und sagte Löwen, er solle seine Fahrt fortsetzen. Die Polizei nahm den Mann aus dem Bus.

«Es hat mich psychisch mitgenommen»

«Der Mann hatte ein Kind dabei, dieses ist mir während der Fahrt aber nicht aufgefallen», sagt Löwen. Er fährt seit bald 30 Jahren Bus und Lastwagen. «So etwas habe ich aber noch nie erlebt», sagt er. «Ich bin mit Leidenschaft Buschauffeur.» Er sei beliebt und freundlich, helfe älteren Leuten beim Ein- und Aussteigen. Überhaupt würden alle Seebus-Chauffeure positive Rückmeldungen seitens der Passagiere erhalten. Auch werde er in Rorschach stets freundlich gegrüsst. «Niemand konnte sich vorstellen, dass ich der genervte Buschauffeur gewesen sein soll.»

Die kommenden zwei Tage hat Rainer Löwen frei. Darüber ist er sehr froh. «Das Erlebte hat mich psychisch sehr mitgenommen.»

Dieser Artikel erschien am 8. Februar 2018 im «St.Galler Tagblatt».

veröffentlicht: 8. Februar 2018 10:11
aktualisiert: 8. Februar 2018 10:25

Anzeige
Anzeige