Ostschweiz

Bündner Only-Fans-Darstellerin verrät, wie es im Business läuft

Lukrative Erotikbranche

«Da steckt harte Arbeit dahinter» – Bündnerin erklärt Only-Fans-Beruf

16.03.2024, 17:27 Uhr
· Online seit 14.03.2024, 05:22 Uhr
Die Erotikbranche gehört zum ältesten Gewerbe der Welt – und trotzdem hegt die Gesellschaft auch heute noch grosse Vorurteile dagegen. Die junge Only-Fans-Darstellerin «Lu» aus Graubünden verrät gegenüber FM1Today, wie es im Business wirklich ist und warum die Gesellschaft endlich ihre Einstellung ändern sollte.
Linda Hans
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«Es ist etwas komplett anderes, ob man nur online arbeitet oder in einem Club, ob man eine Prostituierte ist oder eben keine», sagt «Lu».

Seit zirka drei Jahren arbeitet die 22-Jährige aus dem Kanton Graubünden bereits in der Erotikbranche. Angefangen hat sie mit Only Fans, mittlerweile betreibt sie auch einen «Telegram»-Kanal und geht mit Cam-Videos auf zwei Webseiten live. Seit einem Jahr macht sie das hauptberuflich – zusammen mit ihrem Ehemann.

«Alle werden in den gleichen Topf geworfen»

Die Gesellschaft werfe einfach alle in den gleichen Topf. Die junge Frau ärgert sich aber vor allem darüber, dass die Gesellschaft Erotikberufe nicht akzeptieren will, auch wenn diese schon ewig existieren. «Ich finde es einfach schade. Es sollte genau so anerkannt werden wie andere Jobs auch», sagt Lu.

Den Entschluss, über ihre Arbeit zu sprechen, hat Lu aufgrund eines Artikels von «20 Minuten» gefällt. Darin erzählt eine junge Mutter aus dem Aargau von ihrer Arbeit in der Erotikbranche. Lu las sich die Kommentare dazu durch und dachte: «Scheisse – wie können so viele Menschen einen solchen Hass gegen jemanden haben, den sie gar nicht kennen?».

Die Bündnerin begann vor drei Jahren mit Only Fans. Zuvor absolvierte sie eine Lehre als Pflegefachfrau in einem Altersheim und war dann im Detailhandel tätig. Das Erotikbusiness betrieb sie anfänglich nebenbei. Irgendwann ging es aber zeitlich nicht mehr auf. Sie fragte sich dann: «Warum soll ich irgendwo acht Stunden hinter der Kasse sitzen mit nur 30 Tagen Ferien im Jahr, wenn ich mit meinem Nebenberuf mehr verdiene und selbstständig bin?».

Von der Pflegefachfrau zur Millionärin?

Only Fans befand sich damals im Aufschwung, immer mehr haben sich angemeldet und davon geredet. «Es hat mich einfach gereizt, das mal auszuprobieren», sagt Lu. So habe sie sich mit ihrem Ehemann, damals noch ihr Freund, hingesetzt und gemeinsam besprachen sie das Thema sowie ihre «Gos» und «No-Gos».

«Ich wollte einfach sehen, ob es wirklich so einfach ist, wie alle sagen oder ob wirklich harte Arbeit dahintersteckt», erklärt Lu. Nachdem sie ein Konto gemacht hatte, habe sie schnell gemerkt, dass es nicht so einfach ist. «So wie andere Frauen das erzählen, könnte man meinen, man wird vom einen Tag auf den anderen Millionärin. Das ist auf keinen Fall so.»

Es sei ein sehr schwerer und harter Weg für sie gewesen. Sie seien einige Male aufs Maul gefallen, wegen ahnungsloser Managements oder nicht eingehaltenen Versprechen von Leuten, die helfen wollten. Mittlerweile hat sie ein gutes Management, das ihr hilft, ihre Videos attraktiver zu gestalten und mehr Reichweite zu erhalten. Auch ihr Ehemann unterstützt sie vor allem bei administrativen Arbeiten. Ab und zu mache er aber auch in den Videos mit.

Reality-Check: «Da steckt harte Arbeit dahinter»

«Es ist harte Arbeit, du bist wirklich 24/7 dran.» Gerade am Anfang musste sie auf allen Seiten ständig erreichbar sein. Und auch heute sei sie öfters mal bis 4 Uhr morgens dran. «Vor allem bei Live-Cams ist es schwierig, wieder rauszukommen. Wenn man eine gute Zeit erwischt, kommen ständig neue Leute rein.»

Da sie selbstständig ist, muss sie selbst entscheiden, ob sie drinbleibe oder schlafen gehe. Sie entscheide sich oft dafür, so lange zu bleiben, bis auch der letzte draussen ist. «Ich will meine Kunden nicht enttäuschen oder als unsympathisch empfunden werden.» Es sei ihr auch sehr wichtig, immer selbst mit den Leuten zu schreiben – dies würden ihre Kunden auch schätzen.

«Die Gesellschaft muss mal lockerer werden»

Für Lu sollte die Gesellschaft mal etwas lockerer werden und aufhören, ständig mit dem Finger auf andere zu zeigen. «Ich finde, man sollte leben und leben lassen. Es ist nicht dein Leben und du musst das nicht machen. Du musst zufrieden mit dir sein – was die meisten nicht sind, und darum wälzen sie es auf andere Leute ab», sagt die junge Bündnerin. Lu ist jedenfalls glücklich in ihrem Beruf und auch für ihre Ehe sei es die richtige Entscheidung gewesen.

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veröffentlicht: 14. März 2024 05:22
aktualisiert: 16. März 2024 17:27
Quelle: FM1Today

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