Ostschweiz

Die Kunst, Kühe zu mischen

Die Kunst, Kühe zu mischen

26.09.2015, 17:26 Uhr
· Online seit 26.09.2015, 13:56 Uhr
Wer dieser Tage durchs Appenzellerland fährt, hat gute Chancen, in einen Kuhfladen, sprich in eine Viehschau zu geraten. Die Schauen sind eine tierische Art der Öffentlichkeitsarbeit.
David Scarano
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In Bühler ist Geduld gefragt. Die Autokolonne ist lang, sehr lang. Sie zieht sich durchs halbe Ausserrhoder Dorf. Im Schritttempo kriechen die Autos dahin. Die Spuren auf dem Asphalt machen schnell klar, warum: Die Kuhfladen gehören zu einer Menge Kühe, die wiederum Eigentum von Bauern sind, die sie an die Gemeindeviehschau treiben.

Wichtig wie die Fasnacht in Basel

Für Nicht-Appenzeller: Viehschauen finden einmal jährlich im Herbst in fast allen Ausserrhoder Gemeinden und in zwei Innerrhoder Bezirken statt - ausser die Bovine Virusdiarrhoe BVD zwingt die Veranstalter wie heuer in Speicher und Waldstatt zur Streichung der Schau. Daran nehmen jeweils rund ein Dutzend Bauern mit ihren Kühen teil. Urnäsch, Appenzell und Schwellbrunn gelten als die grössten.

Eine Viehschau bedeutet den Bauern etwa so viel wie den Baslern die Fasnacht: «Sie ist der schönste Tag im Jahr», sagt Emil Giger, Landwirt in Bühler und ehemaliger Schaupräsident. «Wir pflegen das Brauchtum», so der einstige Spitzenschwinger. Bühlers Gemeindepräsidentin Ingeborg Schmid pflichtet dem bei. Sie spricht von einem Dorffest, von einem Erlebnis. «Eine Viehschau ist Öffentlichkeitsarbeit», sagt sie dann ganz Politikerin.

Rahmen, Euter, Fundament

Eine Viehschau ist zudem Leistungschau. Bauern können sich züchterisch vergleichen. Zwei Experten bewerten die Kühe, Rinder und Stiere in den verschiedenen Kategorien. Sie schauen auf Aussehen, Rahmen, Euter und Fundament - damit sind die Beine gemeint. Diese sind massgeblich für die Gesundheit der Kühe verantwortlich. «Nur wenn eine Kuh gesunde Beine hat, lebt sie lange», sagt Giger.

Die Experten bewerten die Tiere in den Abteilungen mit der Unterstützung der Helfer. Der Tross zieht über den Schauplatz und rangiert sie. Das heisst, die Tiere werden umplaziert - nach Leistungsstärke. So stehen die besten Tiere am Ende der Bewertung ganz rechts innerhalb der Kategorie.

Viehschauabend gehört dazu

Am Nachmittag geht es für die Kühe und Rinder zurück in den Stall. Für die Landwirte fängt dann der entspannende Teil des Tages an. Am Abend trifft man sich zum Viehschauabend, im Bühler im «Ochsen». «Dann feiern wir miteinander, mit Bauern und Nicht-Bauern. Es wird meistens sehr spät», sagt Giger. Na dann: «En wohlverdiente Guete» und Prost. (red.)

 

 

veröffentlicht: 26. September 2015 13:56
aktualisiert: 26. September 2015 17:26

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