Linthgebiet

«Dieses Jahr war speziell»: 133 Rehkitze vor dem Mähtod bewahrt

12.07.2023, 10:59 Uhr
· Online seit 12.07.2023, 10:52 Uhr
Rund 1500 Rehkitze fallen jährlich in der Schweiz den Feldmäharbeiten zum Opfer. Ehrenamtliche Drohnenpiloten nutzen ihre Flugobjekte, um die jungen Tiere auf dem Feld ausfindig zu machen.
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«Dieses Jahr war es speziell. Es hat lange geregnet und als die Bauern mit dem Mähen anfangen konnten, waren die Rehkitze schon älter. Vor uns Menschen flüchteten sie bereits, aber vor dem Mähwerk noch nicht. Er nähert sich zu schnell und zu laut», sagt Livio Son, ehrenamtliches Mitglied des Vereines Rehkitzrettung Schweiz.

Livio Son ist seit vier Jahren mit Drohne und Wärmebildkamera auf der Suche nach Rehkitzen. Damit verbindet er seine zwei Leidenschaften: Drohnenfliegen und Tiere. Insgesamt vier Drohnenpiloten suchten in der Saison 2023 im Linthgebiet 298 Felder ab, das entspricht einer Fläche von rund 860 Hektar. Dabei konnte das Leben von 133 Kitzen gerettet werden. «Die Landwirte haben grosses Interesse an unserer Unterstützung», sagt Son. 

Eine halbe Stunde die Leben rettet

«Kurz bevor tatsächlich gemäht wird, klären wir zusammen mit dem Jäger ab, ob Drohnenpiloten vorhanden sind und ob über den Feldern geflogen werden darf.» Die ortsansässigen Jägervereine sind per Gesetz für diese Tiere verantwortlich, weshalb nur sie die Rehkitze mit Kisten abdecken oder aus dem Feld rausnehmen dürfen. Die Dauer eines Einsatzes ist unterschiedlich. «Wenn nichts gefunden wurde, sind wir nach fünf Minuten fertig», sagt Son. «Falls Kitze im Feld sind, dauert es durchschnittlich eine halbe Stunde pro Feld.»

Quelle: ArgoviaToday / Severin Mayer

Schriller Ton zur Warnung

«Bei dem letzten Feld, über das ich geflogen bin, waren fünf Rehkitze drin», sagt Son. «Drei davon sind weggerannt und zwei konnten wir mit Kisten sichern.» Das Problem dabei sei, dass die geflüchteten Jungtiere später wieder zurückkommen. In anderen Felder fielen einige zurückgekehrte Kitze dem Mähwerk zum Opfer. Darum hat Livio Son dieses Jahr akustische Wildretter gekauft, die er den Bauern ausleiht und die an dem Mähwerk befestigt werden können. Der schrille Ton soll die jungen Tiere im Voraus warnen und Zeit geben, zu flüchten. «Seitdem hat es keins mehr erwischt.» So auch in dem Feld mit den fünf Kitzen drin.

Lockerungen für den Drohnenflug

In der Schweiz gibt es immer strengere Auflagen für den Drohnenpiloten. Beispielsweise darf laut der neuen Drohnenregulierung, je nach Modell, nicht mehr in der Nähe von Häusersiedlungen geflogen werden. «Der Vorstand des Vereins Rehkitzrettung Schweiz und entsprechende Arbeitsgruppen kooperieren jedoch eng mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt und arbeiten zusammen an einer Sonderregelung im Sinne der Rehkitzrettung», so Son.

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(mnu)

veröffentlicht: 12. Juli 2023 10:52
aktualisiert: 12. Juli 2023 10:59
Quelle: FM1Today

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