Bodensee

Extremer Einbruch – Felchenfischen wird für drei Jahre verboten

23.06.2023, 09:17 Uhr
· Online seit 22.06.2023, 17:58 Uhr
Der Felchen war lange Zeit der wichtigste Fisch des Bodensees. Jetzt ist er vom Aussterben bedroht und darf mindestens drei Jahre nicht gefischt werden. Die Gründe dafür sind verschieden.
Elija Eberle
Anzeige

Als «besorgniserregend» stuft die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) die Situation der Felchen im Bodensee ein. 2022 wurden nur noch 21 Tonnen der Fischart gefangen, was im Vergleich zum Vorjahr ein Einbruch von über 80 Prozent bedeutet.

Wie die IBKF schreibt, fehlt es den Felchen an Nahrung und an Nachwuchs. Damit die Fische jetzt geschont werden können, gilt ab nächstem Jahr ein Fischverbot, das mindestens drei Jahre dauern soll. Dazu wird auch der Verkauf und Einsatz von Felchenfanggeräten eingeschränkt.

Von kaum existent zu dominierend

Gründe für den drastischen Rückgang der Fischart sind zwei Unterwassertiere, nämlich die Quagga-Muschel und der Stichling. Die Quagga-Muscheln sind nicht nur für die Leitungen im Bodensee ein Problem, sondern machen auch den Felchen das Leben schwer.

Durch das Filtern des Wassers entziehen die Quagga-Muscheln Plankton, das den Felchen ebenfalls als Nahrungsgrundlage dient. Ausserdem verbreitet sich die Muschel auf der ganzen Fläche des Bodensees, «2016 wurde die Quagga-Muschel erstmals entdeckt, mittlerweile gibt es im Bodensee keinen Quadratmeter ohne sie», sagt Michael Kugler, Sachverständiger der IBKF, zu FM1Today.

Doch das ist nicht der einzige Konkurrent der Felchen. Den Stichling gibt es schon seit über 70 Jahren im Bodensee und war anfangs kaum existent. 2013 vermehrte sich die Art explosionsartig auf unerklärliche Weise und breitete sich mit den Jahren immer mehr aus. Mittlerweile sind 90 Prozent aller Fische im See Stichlinge.

Sie nehmen nicht nur die gleiche Nahrung wie die Felchen zu sich, sondern ernähren sich zudem von Felchen-Larven und -Eiern.

Lösung und Alternative

«Aussterben werden sie nicht», Kugler. Doch die Konkurrenz sei so gross, dass der Bestand der Felchen auf einen einstelligen Prozentsatz zusammenfallen wird. Die dreijährige Schonung der Tiere sollte dies aber verlangsamen. Ausserdem wird die Tierart gestützt, das heisst der Laich der Felchen wird eingelagert und die Tiere werden aufgezogen bis sie genug gross sind, um nicht mehr von den Stichlingen gefressen zu werden.

Dazu soll ein Pilotprojekt unter Einbezug der Berufsfischerei erprobt werden, um den Stichlingsbestand abzufischen und zu verwerten.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Bodenseefelchen verschwinden vom Handel

Das Fangverbot bedeutet, dass es in den nächsten Jahren keine Felchen aus dem Bodensee zu essen geben wird. «Die Berufsfischer sind gezwungen, sich auf andere Arten umzuorientieren», sagt Kugler. Fische wie Rotauge, Hecht, Zander und andere Arten sollten in Zukunft eine verstärkte Bedeutung erhlaten.

Einen Bodenseefelch wird man nur noch sehr reduziert bekommen, dafür sollten die Alternativen gefördert werden. «Der Konsument muss sich an andere Arten gewöhnen, es gibt aber durchaus einheimische Fischarten, die genauso schmackhaft sind», so Kugler.

veröffentlicht: 22. Juni 2023 17:58
aktualisiert: 23. Juni 2023 09:17
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige