Geldsorgen wegen zu viel Hanf

06.09.2018, 09:32 Uhr
· Online seit 06.09.2018, 07:28 Uhr
Die anhaltenden hohen Temperaturen haben den Bauern nicht nur die Obstkörbe gefüllt, auch der Hanf spriesst wie verrückt. Der Hanfzüchter Erich Gerschwiler aus Waldkirch hat so viel CBD-Hanf, dass er Erntehelfer sucht und mit einem Crowdfunding die Infrastruktur ausbauen will.
Lara Abderhalden
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«Wir wurden selbst überrascht», erzählt Erich Gerschwiler. Wir stehen vor einem seiner sechs CBD-Hanffelder, die in der Region verstreut bei Landwirten angepflanzt wurden. Es ist das erste Jahr, in dem Erich Gerschwiler gemeinsam mit mehreren Bauern CBD-Hanf grossflächig anpflanzt. «Wie es häufig der Fall ist, haben wir sehr konservativ kalkuliert», weil nun aber alles so gut gewachsen ist und die Bauern auch mit einem guten Herbst rechnen, hat Erich Gerschwiler ein Problem, wie das «St.Galler Tagblatt» berichtet.

Grosses öffentliches Interesse

«Die Infrastruktur ist zu knapp ausgelegt. Die finanziellen Mittel reichen nicht aus, um alles zu ernten.» Zum einen fehlen Erich Gerschwiler helfende Hände, die beim Ernten mit anpacken und es fehlen ihm Anlagen, die für das Trocknen grosser Mengen an CBD-Hanf ausgelegt sind. Deshalb hat Erich Gerschwiler eine Crowdfundingaktion gestartet. 20'000 Franken werden gesucht. Als Belohnung gibt es den fertig geernteten Hanf oder eine Membercard mit der lebenslang vergünstigt CBD-Hanf bestellt werden kann.

Bis jetzt sind knapp über 400 Franken zusammen gekommen. Elf Tage bleiben Erich Gerschwiler noch, um die restlichen 19'600 Franken zusammen zu bekommen. Auch wenn es am Schluss nicht für die ganze Unterstützung reicht, hat sich das Crowdfunding bereits gelohnt: «Das öffentliche Interesse ist riesig. Ich habe noch nie so viele E-Mails bekommen wie diese Woche.» Ausserdem hätten sich innert kürzester Zeit schon zahlreiche Erntehelfer gemeldet: «Das Inserat war kaum eine Woche online, schon hatten wir 25 Anfragen von Helfern.»

Überschüssigen Hanf bekommen die Tiere

Je mehr Helfer desto besser: «Ernten werden wir den CBD-Hanf so oder so. Wenn wir die nötige finanzielle Unterstützung oder die Helfer nicht haben, dann können wir einfach weniger ernten und das ist schade.» Der restliche Hanf müsse umgepflügt werden oder die Bauern brauchen ihn als Einstreu für die Tiere.

«Unser Traum ist es natürlich, dass wir mit 50 Helfern auf die Felder gehen können und uns in einer Art Fliessbandarbeit durch den Hanf durcharbeiten.» Verwendet werden vom Hanf hauptsächlich die Blüten. Diese werden entweder getrocknet verkauft oder aber in Öl umgewandelt: «Wir wollen einen grossen Teil in Öl weiter verarbeiten. Denn CBD-Öl ist die Grundlage für viele weitere Produkte. Es ist die sinnvollste Art, CBD-Hanf weiter zu verarbeiten.»

CBD-Honig als Möglichkeit

Vertrieben werden die Produkte einerseits in einem Online-Shop, andererseits würden Abnehmer im In- und Ausland gesucht. Es seien bereits viele Anfragen aus dem Ausland eingegangen. Dabei handle es sich um Privatpersonen und Unternehmen. «Schön wäre es natürlich, wenn wir einen Grossabnehmer finden würden.» Vorerst müssen aber die bestehenden Vertriebskanäle reichen. Die Bauern werden das CBD ausserdem in ihren Hofläden anbieten.

«Ich überlege mir zurzeit noch, einen Bienenstock neben die Hanffelder zu stellen und CBD-Honig zu vertreiben.» Dies ist nur eine weitere Idee von Erich Gerschwiler. An Möglichkeiten mangelt es nicht, auch Hanf hat es zur Genüge. Nur was passiert, wenn das Wetter im nächsten Jahr das Wachstum nicht so sehr fördert? «Wir sind dieses Jahr erst am Erfahrungen sammeln. Wenn wir Glück haben, kommt es dieses Jahr gut. Sollte das nächste Jahr schlecht kommen, lernen wir daraus für das dritte Jahr. Wir nutzen das erste Jahr hauptsächlich, um Daten zu erheben.»

Felder bleiben versteckt

Ob die Ernte gut kommt, könne Erich Gerschwiler erst Mitte Oktober sagen. Dann werden die Blüten geerntet, der CBD-Gehalt getestet und die verschiedenen Sorten vertrieben. «Wir haben auf allen Feldern mindestens fünf verschiedene Sorten. Dieses Jahr wird zeigen, welche Sorten sich am besten eignen oder verkaufen lassen.»

Da es sich beim Hanf um Unkraut handle, wachse es eigentlich immer relativ gut. Negative Rückmeldungen zu den Feldern hat Erich Gerschwiler bis jetzt übrigens nicht erhalten: «Die Bauern riechen das Hanf gerne und auch aus der Bevölkerung kamen bis anhin keine negativen Worte.» Dies habe vermutlich auch damit zu tun, dass die Hanffelder grösstenteils im Verborgenen liegen: «Wir wollen unter anderem die Bauern vor Verwüstungen schützen. Es hat es schon mehrfach gegeben, dass Lausbuben Hanffelder zerstörten und das wollen wir verhindern.»

(abl)

 

veröffentlicht: 6. September 2018 07:28
aktualisiert: 6. September 2018 09:32

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