Frauen-Eishockey

«Es war still in der Garderobe»: Thurgauerinnen spielen als HCD Ladies

09.06.2023, 09:50 Uhr
· Online seit 30.05.2023, 05:31 Uhr
Der HC Davos stellt für die kommende Saison erstmals ein Eishockey-Frauenteam. Dafür spannen die Bündnerinnen kurzerhand mit den Thurgau Indien Ladies zusammen. Die Thurgauerin Ladina Staub erklärt, wie das Konzept von der Mannschaft aufgenommen wurde und wie sie mittlerweile in Davos lebt.
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«Das neue Konzept kam nicht nur gut an, anfangs war die Stimmung ziemlich negativ. Als uns das mitgeteilt wurde, war es still in der Garderobe», sagt Ladina Staub gegenüber FM1Today und gibt damit exklusive Einblicke in das frühere Katakomben-Innenleben der Thurgau Indien Ladies.

Die 21-jährige Stürmerin aus Ermatingen habe zu Hause von den Plänen mitbekommen, konnte die betreffenden Sitzungen mit einem Ohr mithören. Ihr Vater Andreas Staub ist Präsident der HC Thurgau Ladies. Dem Verein, dessen erste Mannschaft es nicht mehr gibt. Oder zumindest nur noch in abgeänderter Form.

Denn aus den ehemaligen Thurgau Indien Ladies hat sich mittlerweile eine neue Mannschaft formiert. Die HCD Ladies, welche ab nächster Saison in der obersten Schweizer Frauenliga spielen werden.

«Wohnen zu fünft im gleichen Haus»

Für die Ausbildung im Mädchen- und Jugend-Eishockey hat der HC Davos zudem – in Zusammenarbeit mit dem Frauen-Eishockey-Leistungszentrum Ostschweiz in Kreuzlingen – das Förderprojekt «Girls Ost» entwickelt.

Ein paar Tage nachdem der Verein den Spielerinnen die Zukunftspläne offengelegt hatte, habe es dann aber bereits etwas andere Rückmeldungen gegeben. Acht Spielerinnen zogen nach Davos, andere hatten gemäss Staub zum Teil ohnehin an ihren Rücktritt gedacht.

Für diejenigen Eishockeyanerinnen, welche den Umzug nach Davos mitgemacht haben, war die Umstellung gross. Vor allem weil keine der Spielerinnen ein Vollprofi ist, alle sind nebst ihrer Eiszeit zusätzlich in einem Beruf tätig.

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Durch die Umquartierung vom Kanton Thurgau in den Kanton Graubünden mussten sich die meisten Sportlerinnen einen neuen Job suchen. «Ich bin die Einzige, welche ihren Job behalten konnte, weil ich hauptsächlich im Homeoffice arbeite. Daran muss ich mich aber auch gewöhnen», sagt Staub. Die 21-Jährige arbeitet im HR-Bereich einer IT-Firma. Die meisten Mitspielerinnen von ihr seien ebenfalls in einem Bürojob tätig, hätten eine KV-Lehre gemacht. «Das kann man gut mit dem Eishockey verbinden», erklärt die Stürmerin. Wiederum andere arbeiten in einer Kindertagesstätte oder absolvieren ein Studium.

Immerhin: Die Spielerinnen mussten sich nicht selbst um ein neues Heim kümmern, der Verein hat die Wohnungssuche übernommen. «Wir wohnen zu fünft im gleichen Haus. Für das Teamgefüge ist das eine tolle Voraussetzung. So können wir ab und an zusammen Nachtessen. Vorher haben wir das nie gemacht», meint Staub begeistert.

Andere Dimensionen

«Es ist etwas völlig anderes, solch professionelles Training sind wir uns nicht gewöhnt. Von Schussanlagen über den Kraftraum bis hin zu Kunsteis. Es ist wirklich alles vorhanden», ist Staub begeistert. Weiter führt sie aus: «Da muss sich der Körper erst mal daran gewöhnen. Aber bis jetzt habe ich noch nicht gehört, dass es einer Spielerin nicht gefällt.»

Aber: «Ich habe ein weinendes und ein lachendes Auge», gibt Ladina Staub zu. «Der Thurgau ist meine Heimat, ich habe von klein auf immer mit dem grün-gelben Trikot des HC Thurgau gespielt. Jetzt ist das Shirt plötzlich blau-gelb. Im Herzen bleibe ich aber immer eine Anhängerin des HC Thurgau.» Gleich anschliessend bezieht sie sich auch auf das lachende Auge: «Ich freue mich sehr, für den HC Davos aufzulaufen, es ist ein grosser Club. HC-Davos-Fan war ich schon zuvor.»

Nicht unproblematisch ist die Veränderung auch für den Ex-Verein von Ladina Staub. Weil die Thurgau Indien Ladies mit dem HCD zusammenspannen, stand der HC Thurgau zunächst ohne Frauenmannschaft da.

Gute Nachrichten des HC Thurgau

«Der HC Thurgau freut sich, positive Neuigkeiten im Bereich Frauen-Eishockey zu vermelden», heisst es aber seitens des Vereins. In Zusammenarbeit mit dem EC Wil und dem SC Weinfelden wird der HC Thurgau nächste Saison ein eigenes Ladies-Team in der «Swiss Women's Hockey League B» stellen, also in der zweithöchsten Spielklasse im Schweizer Frauen-Eishockey.

Als Sportchefin für die Ladies-Mannschaft konnte die Ur-Thurgauerin und langjährige Nationalmannschaftsspielerin Rahel Michielin verpflichtet werden, welche ihre Karriere mit der abgelaufenen Saison beendete. Die Position des Cheftrainers wird durch den aktuellen SC-Weinfelden-Coach Patrick Lüscher besetzt.

Ein Freundschaftsspiel im September

Zurück zu den neuen HCD Ladies. Der erste offizielle Auftritt der Mannschaft vor heimischem Publikum steht am 13. August 2023 an, im Zuge eines Testspiels gegen die U17 Lady Lakers, die Frauenmannschaft des SC Rapperswil-Jona.

Ein bisschen Zeit bleibt der Mannschaft also noch, die sich gerade im Sommertraining befindet. Die Vorfreude scheint bei Ladina Staub aber bereits vier Monate vor dem Anpfiff riesig zu sein. «Es ist eine grosse Chance für uns. Wir haben die Möglichkeit, die Geschichte dieser neuen Mannschaft von Grund auf zu schreiben», ist sich die 21-Jährige sicher.

veröffentlicht: 30. Mai 2023 05:31
aktualisiert: 9. Juni 2023 09:50
Quelle: FM1Today

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