Graubünden

«Nicht normal» – Wolf läuft über Skipiste in Obersaxen

· Online seit 10.01.2020, 08:28 Uhr
Ein Wolf wurde am Donnerstagmorgen in Obersaxen 30 Meter von der Kantonstrasse entfernt gesichtet. Er ist beim Kinderland der Skischule vorbeigekommen. Der Präsident der Skischule betont, dass keine Gefahr für die Gäste bestehe.
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Eine Frau fuhr morgens die Kantonsstrasse entlang, als sie den Wolf entdeckte. Kurzerhand hielt sie an und fotografierte das Tier. Es ist nicht das erste Mal, dass in der Gemeinde Obersaxen Mundaun Wölfe gesichtet wurden.

Laut Marco Casanova, Präsident der Skischule Obersaxen, nähern sich die Tiere regelmässig dem Dorf. «Er ist beim Kinderland vorbeigetrottet. Es war Zufall, dass es genau bei uns passierte», sagt Casanova.

«Wir sind täglich damit konfrontiert»

Seit die Hirsche von den Wintereinständen zurückgekehrt sind, sind die Wölfe im Tal. «Wir sind beinahe täglich mit Wolfsichtungen konfrontiert. Seit dem Sommer ist das Wolfsrudel hier. Es sind zwei ausgewachsene Tiere und drei Jungtiere, die sich rund um das Dorf bewegen», sagt Casanova.

Man sei sich bewusst gewesen, dass die Wölfe mit dem Wild ins Tal kommen würden, man habe aber nicht damit gerechnet, dass die Tiere so nahe an die Dörfer herankommen. «In Flond hat ein Wolf 30 Meter neben Wohnhäusern ein Reh gerissen. Meines Erachtens ist dieses Verhalten nicht normal», sagt er.

Keine Gefahr für Skischüler

Im Dorf habe sich Unmut breit gemacht, da die Tiere im Sommer über 40 Schafe gerissen hätten. «Man macht sich Gedanken, wenn Wölfe am Tag in der Nähe umherziehen. Wir erwarten vom Kanton, dass Massnahmen erfolgen.» 

Casanova kann der ganzen Sache aber auch Positives abgewinnen. «Wir sind die erste Skischule, in der Kinder auf Wolfsspuren lernen können, Ski zu fahren», sagt Casanova. Es bestehe keine Gefahr für die Skischüler und Gäste. «Es ist immer viel los, und die Wölfe kommen tagsüber nicht in die Nähe.»

Obersaxen ist eine Walsersiedlung und erstreckt sich vom ersten bis zum letzten Dörfchen auf einer Länge von über zehn Kilometern. Überall wurden laut Casanova schon Wölfe in Dorfesnähe gesichtet.

«Wölfe folgen den Hirschen»

Das Amt für Jagd und Fischerei in Graubünden ist im Bilde über die Situation. Adrian Arquint, Vorsteher des Amtes, sagt gegenüber FM1Today, man sei im Dialog mit den Wildhütern vor Ort und man wisse, dass im Dorf Skepsis herrsche. 

«Der Wildhüter beobachtet das Verhalten der Wölfe, seit sie vor einigen Wochen nahe der Siedlungen gesehen wurden. An sich ist das nichts Aussergewöhliches, denn je mehr Wölfe es hier gibt, desto höher ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, das sie gesichtet werden», sagt Arquint. Aussergewöhnlich sei, dass die Tiere tagsüber in der Nähe von Menschen beobachtet wurden. 

Beobachtungen immer melden

Er betont, dass es nicht gut wäre, wenn sich das Wildtier zu stark an Menschen gewöhnen würde. Futterquellen in Dörfern würden den Wolf anziehen und er würde seine Schüchternheit gegenüber Menschen verlieren. 

«Bei diesem Rudel haben wir festgestellt, dass sie sich in den Siedlungen aufgehalten haben. Wir müssen das ernst nehmen und beobachten, wie es weitergeht», sagt Arquint. «Man kann die Bevölkerung sensibilisieren und sie auffordern, jegliche Futterquellen unzugänglich zu machen. Wir sind zudem darauf angewiesen, dass uns Beobachtungen gemeldet werden, damit wir eine Übersicht haben.»

«Ich möchte mir selbst ein Bild machen»

Zuerst gehe es nun darum, zu versuchen, die Tiere zu verscheuchen. «Wenn das nicht hilft und eine akute Gefährdung besteht, müssen wir über Abschüsse sprechen. Ich möchte mir vor Ort aber erst ein Bild machen und mit den Gemeinden sprechen», sagt Arquint. 

Er rät den Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinden in Obersaxen, dass sie, sollte ein Wolf zu nahe am Haus sein, diesen aktiv verscheuchen sollen. «Der Wolf muss merken, dass er dem Menschen nicht zu nahe kommen soll», sagt Arquint. Wer auf einen Wolf trifft, findet hier die Verhaltensregeln. 

veröffentlicht: 10. Januar 2020 08:28
aktualisiert: 10. Januar 2020 08:28
Quelle: FM1Today

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