Graubünden

Römische Siedlungsreste und Gräber in Zizers gefunden

· Online seit 20.07.2022, 13:34 Uhr
In Zizers in der Bündner Herrschaft sind bei einer Notgrabung des Archäologischen Dienstes römische Siedlungsreste und Gräber gefunden worden. Erstmals kann die bislang nur über Einzelfunde belegte römische Besiedlung genauer nachgezeichnet werden.
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Das Gräberfeld und die Siedlungsreste stammen hauptsächlich aus der spätrömischen Zeit der Jahre von 250 bis 450 nach Christus, wie der Archäologische Dienst Graubünden am Mittwoch mitteilte. Ein Teil der Funde datiert wohl bis ins frühe Mittelalter.

Die Zeugnisse der Römerzeit wurden im historischen Zentrum von Zizers im ehemaligen Obstgarten des Unteren Schlosses gefunden. Die Notgrabung im sogenannten Schlossbungert wird wegen einer dort geplanten Überbauung durchgeführt.

Der Archäologische Dienst unternahm auf dem Gelände bereits im Mai 2021 geophysikalische und archäologische Erkundungen. Dabei zeigten sich im nördlichen Teil des von Rüfen geprägten Areals einerseits Siedlungsreste, andererseits Grabfunde.

Grossflächige Ausgrabung

Seit Anfang des Jahres wird nun in Absprache mit den Bauverantwortlichen eine grossflächige Ausgrabung durchgeführt. Bislang legten die Archäologen sechs Gräber frei, die teilweise reiche Beigaben enthielten – darunter einen Becher aus Speckstein, eine Ringfibel, ein eisernes Messer und Speisebeigaben.

In unmittelbarer Nähe des Gräberfelds kamen Siedlungsreste zum Vorschein, die auf handwerkliche Tätigkeiten deuten. Zu den Befunden zählen zwei Grubenhäuser, wovon eines Mauern in Trockenbauweise und mindestens zwei Feuerstellen aufwies.

Ferner wurden eine Ofenanlage, weitere Feuer- oder Herdstellen sowie Abfallgruben entdeckt. Das genaue zeitliche Verhältnis zwischen diesen Befunden und dem Gräberfeld ist noch nicht geklärt.

Archäologischer Hotspot

Die römische Besiedlung ist nicht der erste archäologische Fund im Dorfkern von Zizers. Auf engem Raum liegen dort verschiedene archäologische Fundstellen von überregionaler Bedeutung.

Herausragend ist der im 8. Jahrhundert errichtete karolingisch‐ottonische Königshof, dessen Überreste direkt nördlich des Schlossbungert liegen. Nur unweit westlich der Schlossanlage steht die mittelalterliche Burg Friedau. Hier wurden zudem jungsteinzeitliche Siedlungsreste aus der Zeit um 4800 vor Christus entdeckt. Sie zeugen von den frühen Ackerbauern und Viehzüchtern im Rheintal.

veröffentlicht: 20. Juli 2022 13:34
aktualisiert: 20. Juli 2022 13:34
Quelle: sda

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