Jagdbilanz

Tot oder lebend: «Hauptsache, der Luchs verschwindet»

04.12.2019, 07:58 Uhr
· Online seit 04.12.2019, 07:14 Uhr
Der Luchs, die Wildsau und der Rothirsch – für die Ostschweizer und Bündner Jäger sind das die aktuellen «Problemtiere» der Schutzwälder. Sie reissen Rehe, Gämse und zerstören Ackerbau. Es ist schwierig, diese Bestände zu regulieren.
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Einige Wälder der Ostschweiz und Graubünden sind bereits eingezuckert. Für die Jäger ist der Schnee ein Zeichen, das Jagdgewehr zu versorgen, auf die Saison zurückzublicken und zusammenzutragen: Welche und wie viele Tiere geschossen wurden und welche Ziele sie verfehlt haben. 

«Einfangen, verscheuchen oder erschiessen»

Im Toggenburg erleben die Jäger bis jetzt keine sonderlich gute Jagd. Drei Gämse und zehn Rehe konnten erlegt werden, so viele wie die Regierung im Abschlussplan vorgegeben hatte. Unbeeindruckt zeigt sich Köbi Rutz, der Präsident des Toggenburger Jägervereins, kurz vor Saisonschluss. «Vor einigen Jahren konnten wir noch, ohne mit den Wimpern zu zucken, bis zu 30 Rehe schiessen, heute ist der Bestand zu klein.»

Köbi Rutz jagt schon seit über dreissig Jahren und macht den Luchs für die magere Jägerbeute verantwortlich. «Es hat zurzeit zu viele Luchse in unserem Gebiet.» Alleine zwischen Wattwil und Wildhaus schleichen mindestens zwölf Luchse umher, die im Jahr gemeinsam rund 600 Rehe und Gämse erlegen. 

«Sie sollen den Luchs einfangen, verscheuchen oder erschiessen: Hauptsache, er verschwindet.» Rutz plädiert für eine Sonder-Abschussgenehmigung. «Es braucht effektivere Massnahmen.» In der Schweiz darf man Luchse nicht erschiessen, er ist geschützt.  

In den restlichen Jagdregionen des Kantons St.Gallen wird Ende Woche Bilanz gezogen.

600 Wildschweine im Thurgau getötet

Was im Toggenburg der Luchs ist, ist im Thurgau das Wildschwein. «Niemand weiss, wie viele Wildschweine sich in den Thurgauer Wäldern aufhalten», sagt Roman Kistler, Amtsleiter der Thurgauer Jagd- und Fischereiverwaltung. Nur den Schaden könne man beziffern: «Die Wildschweine haben dieses Jahr erneut Ackerbauten beschädigt und einen Schaden von rund einer halben Million Franken hinterlassen.» 

Durch die Treffsicherheit vieler Jäger konnten sie dieses Jahr der Wildschwein-Problematik entgegenwirken. «Wir konnten rund 600 Wildschweine töten», so Kistler. Wildschweine darf man noch bis Ende Februar jagen. 

Liechtenstein kämpft gegen clevere Rothirsche

Um den Abschussplan der Regierung einhalten zu können, müssten die Liechtensteiner Jäger noch kräftig nachladen. Bis Mitte Dezember müssten im Fürstentum noch 60 Gämse und rund 100 Rothirsche erlegt werden – unrealistisch. «Denn die Rothirsche haben uns, den Feind, durchschaut und begonnen, nachtaktiv zu werden. Tagsüber verstecken sie sich im Dickicht», sagt Olivier Nägele, Abteilungsleiter Wald und Landschaft. Es sei ein Problem, das weit über die Liechtensteiner Landesgrenze behandelt würde. 

Graubünden hatte Wetterprobleme

Nicht die Cleverness der Rothirsche, viel mehr das Wetter (Regen, Nebel und hohe Temperaturen), machten der Bündner Hochjagd einen Strich durch die Rechnung. Deshalb konnte beim Hirschwild nicht an die sehr guten Ergebnisse der Jahre 2015 bis 2017 angeknüpft werden. Das muss jetzt, bis Ende Dezember, in der Sonderjagd nachgeholt werden. Auf dem Plan stehen über 2000 Hirsche.

Appenzeller Jäger erzielen Rekorde

Weniger Probleme bereitete der Hirsch in Appenzell Ausserrhoden. Wie es aus einer Mitteilung heisst, sei mit total 58 erlegten Rothirschen ein Rekord erzielt worden. Auch bei der Wildschweinjagd verzeichneten die Ausserrhoder Jäger einen Rekord. Bis heute sind bereits sieben Wildschweine erlegt worden. Dies ist dreimal mehr als in der ganzen vergangenen Jagdsaison 2018/2019 geschossen werden konnten. Dazu kommen 444 Rehe. 

In Ausserrhoden wird seit Ende November nicht mehr gejagt. 

veröffentlicht: 4. Dezember 2019 07:14
aktualisiert: 4. Dezember 2019 07:58
Quelle: FM1Today

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