Oberengadin

«Wir haben fragwürdige Dinge gefunden» – 250 Kilogramm Müll auf Gletscher eingesammelt

· Online seit 25.08.2023, 05:56 Uhr
48 Freiwillige sammelten auf dem Persgletscher im Oberengadin einen Tag lang Abfall, der über den Sommer freigeschmolzen wurde. Ein Müllberg mit einem Gewicht von 250 Kilogramm kam dabei zusammen. Darunter waren auch Fundstücke aus dem letzten Jahrhundert.
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«In den Sommermonaten sind wir oft auf dem Gletscher unterwegs und sehen dabei viel Müll», sagt Gian Luck, Bergführer und Geschäftsführer der Bergsteigerschule Pontresina. Durch die Hitze im Sommer werde viel Abfall freigeschmolzen und so sichtbar gemacht. Der August eigne sich daher besonders gut für eine Aufräumaktion. Als Bergführer sei es ihm und seinem Team wichtig, Verantwortung gegenüber der Natur zu zeigen und diese zu pflegen.

«Man hofft, dass nichts Schlimmes vorgefallen war»

Zum zweiten Mal wurde eine solche Säuberung am Persgletscher nahe der Diavolezza durchgeführt. Seit mehreren Jahrzehnten haben sich auf dem Gletscher im Bernina-Massiv Plastik, Papier und Dosen angesammelt. Diese Dinge zu entfernen sei wichtig, da sich der Plastik sonst zersetzt und ins Wasser gelangt. «Vieles wurde weggeworfen, durch den Wind hierher gebracht oder ging verloren. Einige Gegenstände mit historischem Wert wurden wohl aber auch bewusst zurückgelassen», sagt Luck gegenüber FM1Today. 

So kam es, dass die 48 Sammlerinnen und Sammler nebst viel Kleinmüll auch einen rostigen Eispickel und Holzskier aus dem Eis zogen. Aber auch ein Steigfell, Handschuhe, eine antike Rivelladose und eine Fotokamera wurden in diesem Jahr gefunden.

«Wir haben auch Dinge gefunden, wo man sich fragt, wie es dazu gekommen ist, dass diese hier zurückgelassen wurden», sagt der Bergführer weiter. Er nennt das Beispiel eines Rucksacks mit einem Ski. «Wenn man das sieht, hofft man, dass nichts Schlimmes vorgefallen war.»

Gemeinsam den Gletscher säubern

Insgesamt wuchs ein Abfallberg von 250 Kilogramm an. Im letzten Jahr war dieser mit 740 Kilogramm Abfall noch grösser. “Die Fundmenge im Vergleich zum Vorjahr zeigt, dass wir den liegengebliebenen Müll bereits reduzieren konnten und es langfristig sinnvoll ist, einmal im Jahr den Gletscher aufzuräumen”, lässt sich Nicolà Michael, Leiter Marketing & Sales der Diavolezza Lagalb AG, in einer Medienmitteilung zitieren.

Dies sei mitunter den 48 Freiwilligen, die sich für diesen Clean-up-Day angemeldet haben, zu verdanken. Luck betont jedoch: «So etwas ist nur unter der Leitung von Bergführern möglich, die das Gebiet gut kennen. Man kann nicht einfach nach Lust und Laune auf den Gletscher spazieren.» Das sei viel zu gefährlich. Überall würden gefährliche Gletscherspalten lauern.

Der zusammengekommene Abfall wurde anschliessend von der Gemeinde Pontresina fachgerecht entsorgt.

Nicht alle Fundstücke werden vernichtet

Die interessantesten Fundstücke landeten aber nicht in der Entsorgungsanlage. Der Eispickel zum Beispiel ging in die Obhut der Engadiner Holzbildhauerin Nora Engels. Die Künstlerin wird die spannendsten Gegenstände in ihre Kunst einbinden und Holzfiguren daraus erstellen. Diese sollen zu einem späteren Zeitpunkt verkauft oder versteigert werden.

Der Film des Retro-Fotoapparats wird durch einen Mitarbeiter vom Archäologischen Dienst Graubünden untersucht und im besten Fall entwickelt.

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veröffentlicht: 25. August 2023 05:56
aktualisiert: 25. August 2023 05:56
Quelle: FM1Today

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