Illegaler Bienenimport bringt Seuchen

· Online seit 26.01.2017, 07:11 Uhr
Der Kanton St.Gallen geht neu rigoros gegen illegale Bienenimporte vor. Diese Meldung von Bienenfreunden macht aktuell die Runde. Zwar ist das Vorgehen gegen illegale Bienenimporte nicht neu, die Thematik macht aber Sorgen. Der «Kleine Beutenkäfer» tritt seit 2015 in Europa auf und könnte auch unsere Bienen verseuchen.
Laurien Gschwend
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«Im Kanton St.Gallen werden unbewilligte Importe von Kunstschwärmen neu rigoros geahndet», ist dieser Tage auf der Webseite des Vereins Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde zu lesen. Bezug genommen wird auf eine Publikation des Amts für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kantons St.Gallen aus dem vergangenen November. «Die Thematik interessiert offenbar. Wir haben gar Medienanfragen aus der Westschweiz erhalten», sagt der St.Galler Kantonstierarzt Albert Fritsche gegenüber FM1Today.

Bund regelt Import von Bienen

Früher trat der «Kleine Beutenkäfer» nur in den USA auf. Man wolle natürlich verhindern, dass sich der Parasit auch in der Schweiz breitmache. «Er lässt sich nur schwer wieder ausrotten, eher sogar überhaupt nicht mehr», so Fritsche. Der Bund lege allerdings fest, wie man Tiere, hier Bienen, legal in die Schweiz importieren dürfe. Das könne nicht ein Kanton für sich machen, was wegen einer Umgehung auch nicht sinnvoll sei. Die Handhabung sei nicht neu. «2015 hat der Bund die Regelung für Bienenimporte verschärft, als der ‹Kleine Beutenkäfer› erstmals in Europa, genauer in Italien, entdeckt worden ist.»

Wenn importieren, dann nur legal

Verbieten könne man den Import von ausländischen Bienen nicht. «Wir möchten einfach, dass das vorgeschriebene Vorgehen eingehalten wird.» Konkret: Spätestens zehn Tage, bevor ein Imker ein Bienenvolk oder eine Königin in die Schweiz bringen möchte, muss er ein entsprechendes Gesuch beim Veterinäramt stellen. Die Sendung muss von einem Gesundheitszeugnis begleitet sein, worauf der Amtstierarzt des Exportlands bestätigt, dass die Tiere nicht verseucht sind. Sind die Bienen in der Schweiz angekommen, besucht ein Bieneninspektor die Imkerei. Während 30 Tagen wird das importierte Volk fortan unter Quarantäne überwacht, um einen möglichen Parasitenbefall und andere Krankheiten auszuschliessen.

Strafanzeige und Schadenersatz

Geschieht das Ganze ohne Bewilligung, müssen die Importeure damit rechnen, dass sowohl die ausländischen Bienen als auch die möglicherweise schon infizierten eigenen Völker vernichtet werden. Die Importeure werden verzeigt und müssen, beispielsweise wenn Tiere eines Kollegen verseucht wurden, für den entstandenen Schaden aufkommen. «Die Kosten könnten unter Umständen fast unbezahlbar sein», weiss Fritsche. Weil einzelne Bienenköniginnen in kleinen Behältern transportiert werden können, sei es allerdings schwierig, jeden illegalen Importeur zu erwischen.

Importieren gar nicht nötig

«Wir begrüssen das strenge Vorgehen. Bienenimporte sollte man möglichst unterbinden», findet Mathias Götti Limacher, Vorstandsmitglied des Vereins deutschschweizerischer und rätoromanischer Bienenfreunde (VDRB) mit Sitz in Appenzell. Ziehe man selber genügend Jungvölker auf oder beziehe man sie über Kollegen aus der Region, gebe es gar keinen Bedarf, Nachwuchs über der Grenze einzukaufen.

Gefahr, Krankheiten zu importieren

Auch bei einem legalen Import sei es nie zu 100 Prozent möglich, allfällige Krankheiten auszuschliessen. Besonders der «Kleine Beutenkäfer» sei tückisch und trete in Süditalien gebietsweise auf. «Zwar gibt es dort Sperrgebiete, und trotzdem ist er nach Norden gewandert», meint das VDRB-Vorstandsmitglied.

Manch ein Imker entscheide, im Ausland einzukaufen, weil es dort schon früh im Jahr starke Völker gebe, mit denen man Honig produzieren könne, so Kantonstierarzt Albert Fritsche. Gemäss Mathias Götti Limacher ist aber auch der kleine Preis für Königinnen und Kunstschwärme ein entscheidender Faktor für den Auslandimport.

Eine Königin für sechs Franken

Wie Bieneninspektor Bruno Reihl in der Februar-Ausgabe der Schweizerischen Bienenzeitung schreibt, gibt es in der italienischen Provinz Varese Bienenvölker für günstige 30 Euro, während sie in der Schweiz 250 Franken kosten. «Bei den Königinnen ist es noch krasser. In Slowenien werden diese für sechs bis acht Franken verkauft, in der Schweiz muss man dafür 100 Franken bezahlen», sagt Reihl auf Anfrage.

Aber nicht nur das Krankheitsrisiko, auch die Genetik spreche gegen einen Import von Bienen. Mathias Götti Limacher spricht aus Erfahrung: «Wenn immer möglich sollte man beim Züchten von Bienen auf einen lokalen Bezug achten.»

veröffentlicht: 26. Januar 2017 07:11
aktualisiert: 26. Januar 2017 07:11

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