Amazon-Verteilzentrum

Jeff Bezos will nach Dornbirn – stösst aber auf heftigen Widerstand

18.06.2021, 18:41 Uhr
· Online seit 18.06.2021, 18:41 Uhr
Der US-amerikanische Online-Gigant Amazon zieht in Erwägung, ein Grundstück in Dornbirn zu kaufen, um dort ein Verteilzentrum zu bauen. Die Pläne stossen auf heftige Kritik von Lokalpolitikern.
Nico Conzett
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Amazon interessiert sich für einen Sitz in Dornbirn. Diese Worte sorgen für reichlich Wirbel in Vorarlberg. Der US-Internet-Gigant von Gründer Jeff Bezos, dem reichsten Mann der Welt, erwägt das Baurecht für ein Grundstück in der grössten Stadt Vorarlbergs zu kaufen.

Die Parzelle im Industriegebiet der Stadt gehört der Ulmer Holding GmbH. Deren Geschäftsführer Markus Lutz bestätigt gegenüber FM1Today, dass derzeit Gespräche mit Amazon stattfinden: «Es gibt Interessenbekundungen seitens Amazon, doch es sind noch viele Fragen zu klären. Wir müssen abwägen, ob ein Verkauf des Baurechts zu unserer Verwertungsstrategie für das Grundstück passt.» Gleichzeitig müsse Amazon prüfen, ob das Grundstück tatsächlich wie gewünscht bebaut werden könne.

«Skandal»: Massive Kritik aus der Politik

Die Pläne stossen auf eine geballte Ladung Kritik seitens der lokalen Politik. Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann hofft, dass aus dem Deal mit dem US-Konzern nichts wird. Gegenüber dem ORF sagte sie, dass sie «lieber ein produzierendes Unternehmen aus der Region» auf dem Grundstück sehen möchte. «Dafür ist es schliesslich vorgesehen», so Kaufmann. Sie räumt aber ein, dass die Stadt wenig Möglichkeiten habe, auf die Entscheidung Einfluss zu nehmen – schliesslich handelt es sich um ein privates Grundstück.

Wesentlich heftiger fällt die Kritik von Christoph Waibel, FPÖ-Politiker und Dornbirner Stadtrat, aus. Im ORF spricht er von einem «ausgewachsenen Skandal, dass diese Pläne überhaupt gewälzt werden». Er will «alle Hebel in Bewegung setzen, um das Projekt zu verhindern». An Vorteile für die Stadt, beispielsweise durch geschaffene Arbeitsplätze oder Steuereinnahmen, glaubt der Stadtrat nicht. Im Gegenteil: Es sei «Irrsinn», von einem Mehrwert für die Stadt auszugehen. Vielmehr müsse beispielsweise mit einem Verkehrskollaps in der Region gerechnet werden, sollte das Verteilzentrum gebaut werden.

Öffentliche Reaktion ist ein Faktor bei der Entscheidung

Was sagt Grundstückinhaber Markus Lutz zu den heftigen Reaktionen, die seine Gespräche mit Amazon auslösen? Werden diese bei der Entscheidung berücksichtigt? «Das ist eine wichtige Frage. Wir können und wollen die öffentlichen Reaktionen natürlich nicht ignorieren. Es gilt, verschiedene Faktoren abzuwägen. Wir müssen auch beachten, was das Beste für unser Unternehmen ist.» Die öffentliche Meinung sei genauso ein Faktor bei der Entscheidung, wie beispielsweise die Frage, ob man wirklich gewillt ist, das Baurecht langfristig abzutreten. Ein Komplettverkauf des Grundstücks stehe ohnehin nicht zur Debatte.

Sollte der Deal zustande kommen, steht in Dornbirn ein bauliches Monsterprojekt an: Auf dem 33'000 Quadratmeter grossen Grundstück soll ein sechsstöckiges Gebäude entstehen – die Dimensionen der Amazon-Verteilzentren erreichen gerne einmal Shopping-Center-Sphären.

veröffentlicht: 18. Juni 2021 18:41
aktualisiert: 18. Juni 2021 18:41
Quelle: FM1Today

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