Jungbürger wollen nicht mehr feiern

· Online seit 28.08.2017, 07:25 Uhr
Die Gemeinde Sevelen sagt zum ersten Mal ihre Jungbürgerfeier ab. Grund: Gerade mal sechs von 120 Jungbürger haben sich für die Feier angemeldet. Sevelen ist damit nicht die einzige Gemeinde, die das wachsende Desinteresse spürt. Es ist ein Kämpfen um die Jungen.
Sarah Lippuner
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«Die Jungbürgerfeier vom 16. September 2017 wird mangels Interesse abgesagt», liest man diese Woche im Seveler Gmeindsblättli. «Wir sind enttäuscht, dass unsere Jungbürger kein Interesse an unserem Programm haben», sagt Gemeinderat Anian Vogel. Wegen schwindenden Anmeldungen wurde die Feier bisher nur alle zwei Jahre durchgeführt. Dieses Jahr reicht es gar nicht mehr. 120 Jungbürger wurden zwei Mal angeschrieben. 50 Prozent haben gar nicht reagiert. 38 haben sich abgemeldet. Nur gerade sechs Jungbürger haben sich angemeldet.

Dass die Jungbürgerfeier an Attraktivität verliert, spürt nicht nur Sevelen. Auch Kaltbrunn sagt dieses Jahr ihre Jungbürgerfeier ab, wie sie auf ihrer Website bekannt geben. Die Anmeldequote lag bei mickrigen fünf Prozent. Kaltbrunn verzichtet von nun an auf die Durchführung. Tradition Ade!

Kampf um die Jungen

Auch andere Gemeinden wie Uzwil, Flawil oder Hemberg konnten ihre Jungbürgerfeiern nicht jedes Jahr durchführen. «Die Gesellschaft hat sich verändert», sagt Anian Vogel, «die Feier spricht die Jungen von heute nicht mehr an.» Für was interessieren sich die Jungen denn nun? Diese Frage wird den Jungbürgern der Stadt St.Gallen und Gaiserwald an der diesjährigen Feier gestellt. Mit gut 50 Anmeldungen bei 681 Einladungen, kann die Feier immerhin durchgeführt werden. «Wir diskutieren jedes Jahr, ob sich das Veranstalten der Feier noch lohnt», sagt OK-Mitglied Jennifer Abderhalden. So ist die Idee entstanden, die Jungen selbst nach Ideen zu fragen. Das politische wird jedoch nicht gänzlich wegfallen: «Wir wollen nicht einfach eine Fahrt in den Europapark spendieren, sondern die Jungen und ihre Ideen mitnehmen.»

Junge sollen auf Facebook werben

Auch Appenzell Ausserrhoden muss um ihre Jungen kämpfen. Die Gemeinde Herisau will dabei nicht aufgeben und kommt mit neuen Lösungen: Einerseits findet ihre Feier nur noch alle zwei Jahre statt und andererseits gehen sie direkt auf die Jungen zu. Die Gemeinde hat Lehrlinge mobilisiert, die Gleichaltrige über Facebook kontaktieren sollen. Weniger kämpfen müssen die Innerrhoder, laut Ratschreiber Markus Dörig: «Bei uns kommen seit Jahren gut zwei Drittel der eingeladenen Jungbürger. Damit sind wir zufrieden.» Auch in der Bündner Gemeinde Maienfeld wird kein Rücklauf bemerkt, dort melden sich gut 50 Prozent konstant an. «Die anderen entschuldigen sich brav», heisst es auf Anfrage.

(sar)

 

veröffentlicht: 28. August 2017 07:25
aktualisiert: 28. August 2017 07:25

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