Ostschweiz

Kleinere Carunternehmen in Not: «Fühlen uns im Stich gelassen»

Coronapandemie

Kleinere Carunternehmen in Not: «Fühlen uns im Stich gelassen»

· Online seit 13.12.2021, 10:14 Uhr
Seit Beginn der Pandemie gelten Reisebeschränkungen. Für die Carbranche geht die an die Existenz. Carunternehmen aus der Region Wil und Toggenburg schildern ihre Realität.
Lia Allenspach
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«Bei uns läuft gar nichts mehr», sagt Brigitte Abderhalden vom Carunternehmen H.U. Abderhalden GmbH in Wildhaus zum «Tagblatt». Und so geht es auch anderen Carbetrieben in der Pandemie. Magnus Meile, Chef vom Carunternehmen Meile Bus in Lichtensteig, sagt: «Wir fühlen uns vom Bund im Stich gelassen.»

Er habe frühzeitig nach finanzieller Hilfe gefragt und trotzdem bis heute keinen Rappen erhalten. Der Grund dafür: Meiles Carunternehmen ist wie viele andere in der Branche ein Mischbetrieb. Oft haben sie noch Lastwagen, Schulbusse oder Zügelwagen – und gehen deshalb bei der finanziellen Unterstützung des Bundes leer aus.

Unternehmen verkaufen ihre Cars

Ohne finanzielle Unterstützung zwingt Corona die Carbetriebe in die Knie. «Wir haben das Nummernschild von unserem Car abgegeben, es bringt nichts mehr im Moment», sagt Brigitte Abderhalden. Sie müsse abwarten und schauen, wie sich die Situation entwickle. Zurzeit lohne es sich nicht, die Nummer zu behalten und dafür Strassensteuern und Versicherungen zu bezahlen

Ein paar Tagesausflüge und Vereinsreisen konnte das Carunternehmen Abderhalden in diesem Jahr zwar fahren, aber zu wenig, um alle Kosten zu decken. Auch Magnus Meile muss seinen Betrieb umstellen: «Wir werden den Car verkaufen und uns nur noch um Schulbusse und anderweitige Transporte kümmern.»

«Die Carunternehmen haben kaum Kundschaft und dies, obwohl zu dieser Zeit eigentlich viel los sein sollte», sagt Stefan Bauer, Chef der Carfirma Roth Reisen + Transporte AG in Wattwil. «Um diese Zeit würden wir die Menschen an Weihnachtsmärkte und zu Weihnachtsessen fahren», sagt er. Doch die Weihnachtsmärkte wurden entweder abgesagt oder eingeschränkt, deshalb habe seine Firma kaum noch Anmeldungen. Obwohl auch das Carunternehmen Roth aufgrund des Mischbetriebs keine finanzielle Hilfe erhalten hat, ist Stefan Bauer gerade jetzt froh um den Ausbau auf eine Lastwagen- und Umzugsfirma.

«Schon morgen kann es anders aussehen»

Andreas Inauen «CarAndi» aus Wil hat Glück. Seine Auslastung sei gleich geblieben. Er habe vor allem wieder mehr Anfragen für Skiausflüge und Skischultage, zudem ist er im Besitz von mehreren Verträgen für die Bereitstellung der Teambusse im Profisportbereich. Bei seinen Vertragspartnern in der Carbranche gäbe es hingegen wegen diverser Absagen von Grossveranstaltungen – unter anderem die Oktoberfeste in München und Stuttgart sowie die vielen Weihnachtsmärkte in Deutschland – kaum noch Aufträge.

«Die momentane Schwierigkeit ist, dass es schon morgen komplett anders aussehen kann», sagt Andreas Inauen. Wenn eine Region nicht mehr bereisbar sei, könne sich die Situation sofort verändern. Auch Andrea Schlauri von Wick Reisen und Transport in Wil sagt, dass der Aufwand aufgrund der immer neuen Massnahmen viel grösser sei. «Wir müssen jeweils alle Bestimmungen der Regionen abklären und die Kundschaft darüber informieren», sagt Schlauri.

Im Herbst sei es den Umständen entsprechend gut gelaufen für das Carunternehmen Wick. «Es gab Vereinsreisen und einige Anmeldungen von Einzelpersonen», sagt die Mitarbeiterin. Doch nun folge der Dämpfer. Das liege vor allem an den abgesagten Weihnachtsmärkten in Innsbruck und Stuttgart, erklärt Andrea Schlauri. Trotzdem bleibe das Carunternehmen Wick optimistisch. Schlauri sagt: «Wir leben von Tag zu Tag, manchmal läuft es besser, manchmal schlechter.»

veröffentlicht: 13. Dezember 2021 10:14
aktualisiert: 13. Dezember 2021 10:14
Quelle: St.Galler Tagblatt

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