Leiser Protest in Bern soll Wirkung haben
Schon bevor er überhaupt im Land ist, sorgt er für viel Gesprächsstoff: Am morgigen Sonntag besucht mit Xi Jinping zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder ein chinesischer Staatspräsident die Schweiz. 1999 demonstrierten Tibeter auf Dächern in Bern gegen den Präsidenten und das politische System Chinas. Der damalige Präsident Jiang Zemin erschien deshalb nicht zum Empfang vor dem Bundeshaus und hatte den Bundesrat damit öffentlich bloss gestellt.
Von Menschenrechten überrascht
Unter den damaligen Demonstranten war auch der heutige Wiler FDP-Präsident Jigme Shitsetsang, der aus Tibet stammt. Er demonstriert zwar nicht mehr, kann sich aber nur zu gut an die Geschehnisse von 1999 erinnern. Im Gespräch mit TVO erzählt er von seinen Eindrücken. Jiang Zemin sei offenbar überrascht gewesen, dass in einem anderen Land, wie eben der Schweiz, Meinungsäusserung zugelassen werde. So wäre es seiner Ansicht nach wichtig, wenn der Bundesrat bei dem Treffen auch das für China heikle Thema Menschenrechte ansprechen würde. «Es gehört zur Politik dazu, dass man dazu klare Worte findet.»
Ausgelagerte Demo
In Bern werden morgen rund 500 Tibeter erwartet. Mit dabei wird auch Ogatsang Kunchok, der Geschäftsführer des St.Galler Restaurants Himalay, sein. Der gebürtige Tibeter kann das königliche Gehabe der chinesischen Staatspräsidenten nicht nachempfinden. «Wir brauchen Menschenrechte und Religionsfreiheit in Tibet», sagt er. Deshalb werden er und seine Kollegen morgen nach Bern gehen und eine bewilligte Kundgebung abhalten. Allerdings müssen die Tibeter diesmal rund 200 Meter vom Bundeshaus entfernt auf sich aufmerksam machen. Hinzu kommt: Die Demo darf nur am Morgen abgehalten werden, der chinesische Staatschef erscheint aber erst am Nachmittag. Für Kunchok ist das nicht verständlich. «Die Demonstrationen der Tibeter verlaufen stets friedlich, nie gab es Probleme», betont er.
(red.)