Mehr Corona-Tote: Hochbetrieb auf Ostschweizer Friedhöfen
Quelle: tvo
Alleine in der letzten Woche wurden auf dem Friedhof der katholischen Kirche in Goldach acht Menschen beerdigt. Auch für die Seelsorgerin Charlotte Küng-Bless ist dies eine Ausnahmesituation: «Normalerweise kann es über mehrere Wochen lang ruhig sein. Höchstens gibt es zwei Beerdigungen in einer Woche. Dass es über längere Zeit drei oder vier Beerdigungen gibt, ist neu für mich», sagt die Seelsorgerin, die ihren Beruf bereits seit zehn Jahren ausübt.
Aufgrund der vielen Beerdigungen wird auch der Platz knapp. In vier Räumen können Verstorbene aufgebahrt werden. «Wenn diese Räume voll sind, muss man die Urnen der Verstorbenen an einem anderen Ort lagern», sagt Charlotte Küng-Bless.
Sieben statt zwei Abdankungen pro Monat
Auch der evangelische Pfarrer von St.Georgen, Markus Unholz, hat in den letzten Wochen mehr zu tun als sonst. Normalerweise führt er pro Monat rund zwei Abdankungen durch, aktuell sind es bis zu sieben pro Monat. «Man ist gerne dazu bereit, die Trauerfamilien zu begleiten», sagt Unholz.
Es stelle sich aber immer die Frage, wie die Abdankung durchgeführt werden könne, sagt der Pfarrer. Schutzmassnahmen müssen nämlich auch während und sogar vor den Beerdigungen eingehalten werden. «Bei älteren Personen, die im Altersheim sterben, werden keine Coronatests gemacht. Das bedeutet für uns, dass wir vorsichtig sein müssen und die Sicherheitsmassnahmen einhalten müssen», sagt Marion Campigotto, Friedhofsgärtner und Bestatter.
«Man muss auf die Leute achten, die nicht Abschied nehmen konnten»
Am schlimmsten trifft die aktuelle Situation aber die Angehörigen, welche von ihren Liebsten teilweise nicht Abschied nehmen können. «Ich weiss von Angehörigen, welche nicht an eine Abdankung kommen konnten, weil sie selbst in Quarantäne waren», sagt Seelsorgerin Charlotte Küng-Bless. «Ich spüre, dass dies auch längerfristig noch psychische Konsequenzen für die Angehörigen geben kann. Man muss besonders auf die Leute achten, die nicht richtig Abschied nehmen und so auch nicht richtig trauern konnten.»
(red.)