Wil

«Meine Bäume dürfen auf keinen Fall gefällt werden» – Fällaktion spaltet Gemüter

12.10.2022, 10:27 Uhr
· Online seit 11.10.2022, 22:28 Uhr
Ein grosses Grundstück in Wil mit mehreren mächtigen Bäumen löst eine umstrittene Aktion aus. Eigentlich sollten die Bäume gemäss einer Verfügung der verstorbenen Besitzerin stehen bleiben. Eine Stiftung hat das Grundstück nun verkauft und prompt wurden die ersten Bäume gefällt.
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Die verstorbene Fanny Stiefel hinterlässt mitten in Wil ein grosses Grundstück mit mehreren mächtigen Bäumen. Ihren letzten Willen hielt sie in einer Verfügung fest: Die Bäume sollen unbedingt stehen bleiben.

Ein Herz für Tiere und Bäume

Wohlhabend, aber bescheiden und mit einem grossen Herz für Tiere habe die ehemalige Besitzerin gelebt, berichtet TVO. «Sie war sehr liebenswürdig, aber eben auch sehr kritisch, weil sie viel auf ihr Geld reduziert wurde», erzählt die Freundin von Fanny Stiefel, Adelina Engesser. Im Alter von 96 Jahren ist Fanny Stiefel im Jahr 2017 gestorben und hat das grosse Grundstück hinterlassen.

Weil ihr die Bäume immer viel bedeutet haben, hat sie kurz vor dem Tod ein Testament verfasst. «Alle meine Bäume auf meiner Liegenschaft dürfen auf keinen Fall gefällt oder versetzt werden», heisst es unter anderem darin.

Das Testament kam zu spät

Nur: Das Testament wurde zu spät auf dem Grundbuchamt hinterlegt und wurde darum nie rechtsgültig. Relativ schnell sind dann tatsächlich grosse Fahrzeuge gekommen, welche die Bäume gefällt und abtransportiert haben. Genau das, was Fanny Stiefel eigentlich verhindern wollte und dafür die Stiftung Fanny Stiefel gegründet hatte.

Anvertraut hat Fanny das Vermächtnis dem Präsidenten der Stiftung, dem Banker Sandro Mazzariello. An ein Testament könne er sich nicht erinnern, wie der «Blick» in einem Artikel schreibt. Nun sei das Grundstück an eine Immobilienfirma verkauft worden. Die Firma wisse nichts von einer solchen Verfügung. Auf dem Grundstück soll jetzt ein Mehrfamilienhaus entstehen.

Noch sind die Bäume geschützt

Doch die Stadt Wil hat einen Baustopp eingeleitet. Die Bäume sind zwar noch geschützt, aber wohl nicht mehr lange. «Diesen Schutz kann man gut aufheben, denn das sind nicht alles einheimische Bäume», sagt Stadträtin Ursula Egli gegenüber TVO. Hauptsächlich würden in der Regel einheimische Bäume geschützt. Die betroffene Anlage könne daher gut aus dem Schutz genommen werden. Die Immobilienfirma verspricht zwar, dass wieder neue Bäume gepflanzt werden. Für Adelina Engesser ist das aber ein kleiner Trost.

Sieh dir den ganzen Beitrag von TVO im Video an.

(kop)

veröffentlicht: 11. Oktober 2022 22:28
aktualisiert: 12. Oktober 2022 10:27
Quelle: TVO

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