Nach Zürcher Forderung: Soll es gratis sein, in der Beiz das WC zu nutzen?

Der Zürcher Gemeinderat will, dass die Toiletten in Restaurants auch ohne Konsumation gratis genutzt werden können. Es soll vorerst ein Pilotprojekt sein, an dem die Betriebe freiwillig teilnehmen können und dafür finanziell entschädigt werden. Wäre eine solche Regelung auch in der Ostschweiz ein Thema?

«Wir sind so oder so nett»

«In St.Gallen kenne ich keine Beiz, welche die Kundinnen und Kunden nicht gratis aufs WC lässt», sagt Walter Tobler, Präsident von Gastro St.Gallen. Den Sinn hinter der Aktion versteht Tobler – für notwendig hält er sie nicht. Schon vor einigen Jahren sei die Regelung schon einmal ein Thema gewesen. Die Beizerinnen und Beizer seien aber dagegen gewesen. «Wir sind so oder so nett», sagt Walter Tobler.

Früher sei das Problem noch grösser gewesen. Damals hätten vermehrt Personen in den Toiletten Drogen konsumiert, was den freien Zugang erschwert habe. Das sei heute kaum mehr der Fall.

Entschädigung muss sein

Auch René Rechsteiner, Präsident des stadtsanktgaller Gastronomieverbandes und Geschäftsführer des St.Galler Restaurants Bierfalken, ist nicht vollends begeistert. Wer frage, dürfe die Toilette meist gratis benutzen. Wenn, dann müsse die Regelung mit der Stadt besprochen und ein Preis bestimmt werden. Eine Entschädigung müsse definitiv sein.

«Insbesondere bei speziellen Anlässen wie dem St.Galler Fest», sagt Rechsteiner. Dann nutze ohnehin jede und jeder die Toiletten in den Restaurants.

Die «Nette Toilette» in Glarus

Schon vor Jahren war die Nutzung von Restaurant-WCs ein Thema. Das deutsche Projekt «Nette Toilette» wurde auch in der Schweiz von einigen Restaurants angenommen. Das System ist dasselbe – alle dürfen gratis auf die Toilette und das Restaurant wird dafür von der Gemeinde entschädigt. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Restaurant und Hotel Stadthof in Glarus ist eines davon.

«Es wird sehr regelmässig genutzt», sagt Denis Bonotto, Angestellter beim Stadthof. Sie würden auch immer positives Feedback bekommen und würden, wie versprochen, dafür entschädigt werden.

«Es ist nicht wahnsinnig viel, aber immerhin etwas», so Denis Bonotto. Dafür gebe es auch immer wieder Kundinnen und Kunden, welche so dankbar sind, dass sie noch etwas im Restaurant konsumieren würden. Mitverantwortlich für die rege Nutzung sei wohl auch die Nähe zum Bahnhof.

Sie fänden das Projekt gut und hätten bislang keine negativen Erfahrungen gemacht, aber auch sie würden ihre Besucherinnen und Besucher auch ohne Zusammenarbeit mit der «Netten Toilette» gratis auf ihr WC gehen lassen.

(ebe)