Hühnerhaltung

Oberster Schweizer Bauer zu den Schock-Videos: «Es macht nachdenklich»

· Online seit 19.04.2022, 20:22 Uhr
Die Schweiz habe kein Problem mit Massentierhaltung von Hühnern, so die dezidierte Meinung des obersten Bauern Markus Ritter, nachdem über Ostern besorgniserregende Videos die Runde machten. Tierrechtsorganisationen fordern Massnahmen.

Quelle: tvo

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Verletzte Hühner, die sich vor lauter Stress gegenseitig die Federn ausreissen, niemand kümmert sich um sie, tote Tiere am Boden. Das sind die verstörenden Bilder, welche die Tierrechtsorganisation «Tier im Fokus» über Ostern veröffentlicht hat. Die Bilder wurden in mehreren Hühnerställen in der Schweiz aufgenommen und sorgten landesweit für Schlagzeilen – und für allerhand Besorgnis.

Aufnahmen geben Einblicke – mehr nicht

«Es macht einen natürlich nachdenklich und man fragt sich, was auf solchen Betrieben los ist», sagt Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbandes und St.Galler Mitte-Nationalrat. Die Schwierigkeit sei, dass die Bilder anonym aufgenommen wurden. Will heissen: Niemand weiss, wo sich die fehlbaren Ställe befinden, noch wer die Kamera in der Hand hatte. «Die sind in die Ställe eingebrochen», so Ritter. Habe man die Zustände nicht mit eigenen Augen gesehen, so sei es sehr schwierig, sich ein eigenes Bild zu machen.

Geflügelzüchter möchten nicht reden

Schweizer Betriebe würden sich aber im Allgemeinen gut an die geltenden Regeln halten. Die Betriebe in der Schweiz seien ohnehin klein: «Es sind maximal 18'000 Hühner pro Betrieb. In Deutschland gibt es Betriebe mit 100'000 Hühnern und einer der grössten, den ich je gesehen habe – in der Ukraine – hatte vier Millionen.» Weiter sei das Tierwohl in den hiesigen Gefilden ebenfalls sehr gut.

Laut «Tier im Fokus» sehe es in vielen Schweizer Ställen so oder so ähnlich schlimm aus. Mehrere Versuche von TVO, mit Geflügelzüchtern ein Interview zu führen, scheiterten. Abseits der Kamera monierten allerdings alle, dass es sich um ein heikles Thema handle, welchem man sich nicht in einem TV-Interview annehmen wolle. Wegen Mangels von Hintergrundwissen habe man sich entschlossen, keine Stellung zu nehmen. Ein Geflügelzüchter wird allerdings konkreter und betitelt die Film-Aktion von «Tier im Fokus» als «Propaganda». Alles sei geplant gewesen.

Organisation will Betriebe verkleinern

Die Tierrechtsorganisation seinerseits versuchte indes mit den Aufnahmen zu zeigen, dass das Tierwohl unter der Massentierhaltung stark leide und dass das Limit der Anzahl von Tieren in den Betrieben heruntergesetzt werden müsse. «Mit kleineren Beständen ist es eher möglich, diese Tiere zu kontrollieren. Es ist mit bis zu 18'000 Legehennen schlicht nicht möglich, jedes einzelne Tier zu überwachen und zu schauen, dass es ihm gut geht», sagt Tobias Sennhauser, Präsident von «Tier im Fokus». Es wäre ohne Frage ein Schritt in die richtige Richtung, wenn diese Betriebe deutlich verkleinert würden.

«Tier im Fokus» hat gegen zwei Betriebe Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet. Ein beschuldigter Bauer aus dem Kanton Aargau hat mittlerweile Stellung bezogen: Der Grund für den schlechten Zustand seiner Hühner sei eine Krankheit, welche letzten Sommer ausgebrochen sei.

(red.)

veröffentlicht: 19. April 2022 20:22
aktualisiert: 19. April 2022 20:22
Quelle: TVO

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