Quelle: tvo
Den ganzen Morgen an der Kälte. Im Regen. Und dabei schwere körperliche Arbeit verrichten. So sieht der Alltag vieler Büezer aus. Da kommt der Mittag bei einer warmen Mahlzeit im gut geheizten Restaurant gerade recht. Doch derzeit ist das nicht möglich.
Das will die Wirtschaftskommission des Nationalrats ändern. Mit 21 zu 2 Stimmen will sie bewirken, dass Restaurants für Handwerker als Kantinen öffnen dürfen. Denn Kantinen sind weiterhin vom Lockdown ausgenommen. Und so wäre gleich zwei Wirtschaftszweigen geholfen: Den Handwerkern, die ein bisschen Wärme bekommen, und den Beizern, die mit Umsatz rechnen dürfen.
Sepp Räss, Geschäftsführer der Dachdeckerfirma «Räss», sagt: «Es wäre schon gut, wenn die Arbeiter über Mittag mal in die Beiz können und auch mal ein normales WC benutzen könnten. Bei diesen Minusgraden ist ein Toitoi nicht gerade angenehm. Ausserdem wäre ja warmes Wasser auch wegen der Hygienevorschriften von Vorteil.»
Büezer als Gäste werden Restaurants nicht retten
Auch bei den Beizern kommt der Vorschlag gut an. Daniel Wildhaber vom Restaurant Adler sagt: «Die Arbeiter haben jetzt lange genug aus Take-Away-Geschirr im Auto oder im Freien gegessen. Es ist Zeit, dass wir wieder öffnen dürfen.»
Walter Tobler von Gastro St.Gallen pflichtet dem bei, gibt jedoch zu bedenken, dass wohl nicht alle Restaurants deswegen plötzlich wieder viel Umsatz machen: «Man muss wohl Spezialist sein und schon vorher einen gewissen Grundstock an Arbeitern und Handwerkern als Gäste gehabt haben. Sonst funktioniert das nicht.»
Wer soll die Ausnahmebewilligung bekommen?
Weniger begeistert von der Idee ist der St.Galler Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner (FDP): «Wie definieren wir überhaupt, wer ein Handwerker ist? Und wie stellen wir die Kontrollen in den Restaurants sicher? Und überhaupt: Welche Restaurants sollen die Möglichkeit einer Ausnahmebewilligung bekommen?»
Auch wenn die Idee nicht von allen Zustimmung bekommt, steigt doch langsam der Druck auf den Bund, hier eine Lösung zu suchen. Immerhin ist durch die Wirtschaftskommission ein erster Schritt gemacht. Bis es jedoch soweit ist, werden die Büezer wohl noch einige kalte Tage im Freien verbringen müssen.
(red.)