Fangewalt

Fanarbeit kritisiert St.Galler Regierung: «Nur Dialog ist der richtige Weg»

· Online seit 25.05.2023, 05:51 Uhr
Die St.Galler Regierung reagiert mit Repression auf die Fanausschreitungen vom vergangenen Samstag in Luzern: Sie will personalisierte Tickets und ein Stehplatzverbot. Dies sorgt für Irritationen – vor allem bei der Fanarbeit.
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Die Aufarbeitung der Vorfälle vom Samstag wird noch eine Weile dauern. Nach Massnahmen und Konsequenzen lächzen aber alle. Während die einen die Sektorensperre bei den kommenden Auswärtsspielen als ausreichend betrachten, geht dies vielen nicht weit genug. So auch der St.Galler Regierung, die am Dienstag eine Sitzplatzpflicht und personalisierte Tickets forderte.

Der St.Galler Regierungspräsident und Sicherheitsvorsteher Fredy Fässler argumentiert damit, dass dadurch die Stadionverbote durchgesetzt werden könnten. Zudem geht er davon aus, dass die Krawallmacher nicht extra vor dem Stadion ausharren, um Chaos anzurichten.

Böse Zungen könnten nun behaupten, dass die Forderungen der Regierung purer Aktionismus sind, da das Problem ja hauptsächlich ausserhalb und nicht im Stadion auftritt – was Fässler natürlich vehement verneint. Stutzig macht aber, dass erst im März die Bewilligungsbehörden gemeinsam mit der Swiss Football League sich gegen die personalisierten Tickets und für das Kaskadenmodell ausgesprochen haben. Dieses Modell orientiert sich an der Schwere der Tat und wo sie geschah. So gibt es andere Massnahmen im Besucherbereich und ausserhalb der Stadien. Es soll helfen, die Massnahmen schweizweit einheitlich umzusetzen. 

Polizei hält sich bedeckt

Die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten der Schweiz (KKPKS), welche ebenfalls in der Arbeitsgruppe sitzt, betont auf Anfrage von FM1Today, dass man die Geschehnisse aufs Schärfste verurteile. KKPKS-Mediensprecher Adrian Gaugler lobt auch die bereits verhängten Sanktionen gegen die Clubs: «Wir begrüssen die bereits getroffenen Massnahmen sehr, da sie ein klares Zeichen gegen die Gewalt im und ums Stadion setzen.» Doch was sagt die KKPKS zum Vorpreschen der St.Galler Regierung? Gaugler sagt dazu: «Konkrete politische Forderungen kommentieren wir nicht, aber wir setzen uns weiterhin für das Kaskadenmodell mit schrittweisen strengeren Massnahmen – mit der Ultima Ratio personalisierte Tickets – ein.»

Das Problem: Die Stufen der Kaskade sind noch gar nicht definiert. Darum sagt auch Gaugler mit Nachdruck: «Uns ist es wichtig, dass wir so schnell wie möglich die Massnahmen dieses Kaskadenmodells ausarbeiten und dann auch einführen.»

Fanarbeit will «St.Galler Weg» weitergehen

Auch die Fanarbeit St.Gallen ist über das Vopreschen der St.Galler Regierung wenig erfreut. So sagt Christian Huber, Präsident der Fanarbeit St.Gallen: «Wir erachten das nicht als den richtigen Ansatz.» Wie Gaugler verweist er auf das Kaskadenmodell. «Das Modell ist in der Vernehmlassung und wir werden versuchen, uns dort einzubringen», erklärt Huber.

Er sieht die Lösung im Dialog. «Prävention und miteinander sprechen ist unserer Ansicht nach der richtige Weg. Wenn man jetzt nur auf St.Gallen blickt, sieht man auch, dass dies funktioniert», sagt Huber. Seit Jahren sei es im St.Galler Stadion zu keinen Vorkommnissen gekommen, auch ausserhalb sei wenig passiert. Huber plädiert daher für eine Weiterführung des «St.Galler Wegs».

veröffentlicht: 25. Mai 2023 05:51
aktualisiert: 25. Mai 2023 05:51
Quelle: FM1Today

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