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Geraucht, gepöbelt, geprügelt: Augenzeugin berichtet von Horrorzugfahrt mit FCSG-Fans

Fanausschreitungen

Geraucht, gepöbelt, geprügelt: Augenzeugin berichtet von Horrorzugfahrt mit FCSG-Fans

· Online seit 21.05.2024, 17:27 Uhr
Am Pfingstmontag sicherte sich der FC St.Gallen das europäische Geschäft mit einem Sieg in Winterthur. Während die Spieler Klasse zeigten, liess die Kinderstube der Fans auf dem Weg in die Eulachstadt zu wünschen übrig.
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Wer am Pfingstmontag mit dem Extrazug von St.Gallen nach Winterthur ans Spiel des FCSG reisen wollte, der stand wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Gleis in St.Gallen. Der Extrazug für die Espen-Fans fuhr nämlich nicht.

Laut Reto Schärli, Mediensprecher der SBB, konnte der Extrazug in St.Gallen aufgrund einer Weichenstörung nicht rechtzeitig bereitgestellt werden. Man habe kurzfristig versucht, einen anderen Zug mit zusätzlichen Wagen auszustatten, damit die Fans getrennt von den anderen Passagieren nach Winterthur hätten reisen können. «Die Fans hatten aber keine Geduld und gingen auf die erstbesten Regelzüge, unter anderem dem Intercity 1», erklärt Schärli.

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Normale Zugreisende belästigt

Dies hatte unschöne Folgen für die Nicht-Fussball-Passagiere. Für «normale» Zugreisende wurde die Fahrt nach Winterthur nämlich zum Spiessrutenlauf, wie Isabelle gegenüber FM1Today erzählt.

Die junge Ostschweizerin war gerade auf dem Weg zu ihrem Au-pair in der Westschweiz, gönnte sich extra ein 1.-Klasse-Ticket. Wegen des Ausfalls des Extrazuges war der Zug ab St.Gallen rappelvoll, erzählt Isabelle. «Es war laut im Zug, es wurde Musik gehört», schildert sie die Situation. Zudem hätten die Fans den Zug komplett verdreckt.

Laut Reto Schärli hätten sich die FCSG-Fans wie im Extrazug aufgeführt. Das Rauchverbot beispielsweise wurde mit Füssen getreten. «Das war sehr unschön für die anderen Gäste, dafür möchten wir uns bei den Betroffen entschuldigen», betont Schärli. Zu den nötigen Reinigungsarbeiten am Zug konnte Schärli noch keine Angaben machen.

In Wil knallt es

In Wil eskalierte die Situation aber, erklärt die junge Ostschweizerin: «Die FCSG-Fans stürmten aus dem Zug und griffen Leute auf dem gegenüberliegenden Perron an.» Sie rannten über die Gleise und starteten eine Massenschlägerei am Bahnhof. «Die Polizei musste mit Pfefferspray eingreifen», erzählt Augenzeugin Isabelle.

Quelle: Leserreporter / CH Media Video Unit / Linus Bauer

Wie FM1Today weiss, handelte es sich um eine Keilerei zwischen Fans des FC St.Gallens und Anhänger des FC Thun, welcher in Wil gastierte. Die Kantonspolizei St.Gallen bestätigt die Vorfälle gegenüber FM1Today. Rund 50 bis 60 FCSG-Fans hätten, teilweise vermummt, den Zug verlassen und sich Konfrontationen mit Thunern und Angehörigen der Polizei geliefert. Meldungen über Verletzte liegen der Polizei allerdings keine vor.

Aufgeheizte Stimmung im Zug

Die Situation in Wil sei ihr schon unangenehm gewesen, doch es kam noch schlimmer. Denn auch im Zug war die Stimmung unter den Fans aufgeheizt und aggressiv: «In meinem 1.-Klasse-Abteil kam es zu Streitereien, weil eine Person die Geschehnisse filmte. Die Person neben mir rief dann auch die Bahnpolizei, doch die kam nicht in den Zug.»

Aufgrund der Ausschreitungen in Wil hatte der Zug am Schluss eine Verspätung von gut 30 Minuten. Die SBB zeigte sich allerdings direkt kulant, wie Isabelle weiter ausführt: «Direkt in Winterthur gingen die Kontrolleure durch den Zug und verteilten uns Gutscheine für unsere Unannehmlichkeiten.»

Fanarbeit will Vorfall aufarbeiten

Die Fanarbeit St.Gallen nimmt gegenüber FM1Today schriftlich Stellung. Darin heisst es, dass das Angebot der Extrazüge geschätzt werde. Da der Extrazug aber auf unbestimmte Zeit ausfiel, sei ein rechtzeitiger Transport nicht möglich gewesen. «Fans haben Anrecht, das wichtige Spiel in Winterthur rechtzeitig zu sehen und entsprechend auf einen anderen Zug auszuweichen, es gibt keine Extrazug-Pflicht», schreibt die Fanarbeit.

Bezüglch des Verhaltens der Fans macht die Fanarbeit keine Aussage. Man führe aber regelmässige Gespräche mit den Fans und befinde sich im Austausch: «Wir werden den Spieltag vom Montag mit unseren Ansprechpersonen der Fans aufarbeiten. Die Thematik mit dem Regelzug wird eines von mehreren Themen sein.» Man versuche aktiv im Dialog zu sein und so präventiv wirken.

Auch zu den Ausschreitungen am Bahnhof Wil will die Fanarbeit nichts Konkretes sagen. Es komme äusserst selten zu solch zufälligen Auseinandersetzungen. Und wenn sie sich zutragen, seien «die Ursachen meist multifaktoriell». Wir werden den Spieltag vom Montag mit unseren Ansprechpersonen der Fans aufarbeiten.

Vorfall könnte Nachspiel haben

Das Verhalten der FCSG-Fans könnte noch ein Nachspiel haben, erklärt Schärli gegenüber FM1Today: «Wir werden den Vorfall mit unseren Kontaktpersonen aufarbeiten und schauen, wie man die Situation hätte besser lösen können.» Ob es Konsequenzen bezüglich Extrazüge für die kommende Saison haben wird, weiss Schärli noch nicht.

veröffentlicht: 21. Mai 2024 17:27
aktualisiert: 21. Mai 2024 17:27
Quelle: FM1Today

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