Wattwil

Im Kampf um Lehrpersonen: Diese Schule setzt auf kreative Massnahmen

· Online seit 03.12.2023, 05:43 Uhr
Der Lehrpersonenmangel ist im Kanton St.Gallen seit Längerem in aller Munde. Zu Beginn dieses Schuljahres waren an Schulen im ganzen Kanton 14 Stellen nicht besetzt. Eine Problematik, womit auch die Schulgemeinde Wattwil zu kämpfen hat und deshalb zu etwas anderen Mitteln greift.

Quelle: Schulgemeinde Wattwil-Krinau/FM1Today/Marija Lepir

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Ein pensionierter Lehrer sonnt sich auf einem Liegestuhl, als plötzlich ein Flugzeug am Himmel erscheint und die Fahne mit der Aufschrift «Wir suchen noch immer Lehrpersonen» hinterher zieht. Ein Video, das die Schulgemeinde Wattwil-Krinau erstellt und kürzlich veröffentlicht hat, um für Lehrerinnen und Lehrer sichtbar zu werden. «Wir haben noch immer einen Mangel. Viele Schulen kämpfen um die gleiche Anzahl Fachkräfte», sagt Norbert Stieger, Schulratspräsident der Schulgemeinde Wattwil-Krinau, gegenüber FM1Today.

«Noch immer», sagt Stieger, da es nicht das erste Video der Schule ist. Bereits im Februar 2023 hatte die Schulgemeinde ein Video veröffentlicht, worin ein Senn mit seinem Alpsegen Lehrpersonen nach Wattwil holen sollte. Offenbar mit Erfolg, denn per Anfang Schuljahr 23/24 konnten in Wattwil alle offenen Stellen besetzt werden.

Die beiden Clips kannst du dir oben im Video ansehen.

Angespannte bis alarmierende Situation

Dieser Segen erreichte wohl nicht alle Schulen im Kanton St.Gallen. Per 14. August waren gemäss dem Kanton an den insgesamt 90 Schulträgern 14 Stellen für 124 Lektionen nicht besetzt. Dies entspricht 4,4 Vollzeitstellen. Zum Vergleich: Ein Jahr davor – zu Beginn des Schuljahres 22/23 – blieben zwei Stellen unbesetzt.

Eine Untersuchung des Kantons im Oktober 2022 zeigte, dass 80 Prozent der Schulträger die Rekrutierungssituation als angespannt bis alarmierend bezeichnen.

Bedarf an Lehrpersonen wird noch zunehmen

Eine Arbeitsgruppe des Kantons St.Gallen untersucht die Situation seit Juli 2022 und versucht Massnahmen zu schaffen, um den Lehrpersonenmangel kurz-, mittel- und langfristig zu bekämpfen. So wurden zum Beispiel Weiterbildungsangebote für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger und Personen ohne Lehrdiplom geschaffen oder pensionierte Lehrpersonen zurückgeholt.

Die Arbeitsgruppe erklärt sich den Lehrpersonenmangel unter anderem durch die in Zukunft steigende Schüleranzahl. Dies ist mitunter der Grund für die Videokampagne in Wattwil. «Wir werden im nächsten Schuljahr drei weitere Klassen eröffnen. Über 70 zusätzliche Schülerinnen und Schüler werden dann unsere Schule besuchen», sagt Stieger.

Gemäss der Arbeitsgruppe des Kantons wird der Bedarf an Lehrpersonen im Kanton St.Gallen von 2022 bis 2031 um 159 Personen wachsen, was einem Anstieg von rund 7,5 Prozent entspricht.

Viele Fachkräfte gehen in Pension

Ein weiterer Punkt, der zum Problem beiträgt, ist für Norbert Stieger die je länger je mehr in Pension abtretenden Fachkräfte. «Viele Lehrerinnen und Lehrer aus der Babyboomer-Generation werden den Beruf verlassen. Der Mann im Video war früher einmal Lehrer bei uns. Damit wollen wir auf diese Problematik hinweisen», so der Schulratspräsident. Sie würden viel Know-how mit in den Ruhestand nehmen.

«Viele Lehrpersonen, die bereits in Pension sind, werden wegen der Mangellage zurückgeholt. Das kann aber nicht die Lösung des Problems sein», so Stieger weiter. Vielmehr brauche es langfristige, sinnvolle Massnahmen.

Entspannen wird sich der Mangel gemäss Prognosen eines Bildungsberichtes der Schweiz im März 2023 erst im Jahr 2030. Bis dahin bleibt nur die Hoffnung, dass das Massnahmenpaket des Kantons Wirkung zeigt.

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veröffentlicht: 3. Dezember 2023 05:43
aktualisiert: 3. Dezember 2023 05:43
Quelle: FM1Today

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