Überdeckung in St.Fiden

Neues Quartier für St.Gallen: Vision oder Illusion?

07.09.2020, 20:48 Uhr
· Online seit 07.09.2020, 20:45 Uhr
Die Stadt St.Gallen will es nochmals wissen und die Machbarkeit einer Gesamtüberdeckung des Bahnhofs und der Autobahn St.Fiden vertieft prüfen lassen. Stadtpräsident Thomas Scheitlin spricht von einem Leuchtturmprojekt, Kritiker von einer Illusion.

Quelle: tvo

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Entsteht in der Stadt St.Gallen ein neues Quartier? Nachdem bei einer Testplanung in den Jahren 2016 und 2017 herauskam, dass eine Gesamtüberdeckung in St.Fiden unrealistisch sei, beantragt der Stadtrat beim Stadtparlament, eine zweite, vertiefte Machbarkeitsstudie durchführen zu lassen. 368'500 Franken müsste die Stadt hierfür selbst bezahlen, den grösseren Teil der Gesamtkosten von 885'000 Franken würden private Investoren und Projektentwickler tragen.

Details für ein definitives Ja oder Nein

Der neue Stadtteil über den Gleisanlagen und der Autobahn soll die umliegenden Quartiere Heiligkreuz, Neudorf und Krontal verbinden. Das Gebiet habe grosses Potenzial, sagt Stadtpräsident Thomas Scheitlin (FDP) – etwa für einen Medtech-Cluster oder Wohnungen. «Die Chance einer Vision zur Überdeckung der Gleisanlagen in St.Fiden ist einzigartig und die wollte der Stadtrat bewusst nicht einfach zur Seite schieben.» Der Stadtrat wolle die Details kennen. Entweder könne das Projekt dann in Angriff genommen werden. «Oder wir haben wirklich gute Gründe, zu sagen, dass es nicht realisierbar sei.» Wenn alles klappe, sei die Überdeckung ein über die Stadtgrenzen hinaus ragendes «Leuchtturmprojekt».

So sieht es auch Christoph Solenthaler, Präsident des Hauseigentümerverbandes (HEV) Stadt St.Gallen, der sich an der Machbarkeitsstudie beteiligen will. «Wenn die Wirtschaft immer aufgeben würde beim ersten Mal, käme sie nicht wahnsinnig weit.» Bei einem Workshop mit potenziellen Investoren im Januar 2018 wurde eine Gesamtüberdeckung kontrovers diskutiert. Eine anschliessend von der Stadtplanung in Auftrag gegebene grobe Machbarkeitsstudie zeigte auf, dass der «Deckel» technisch, wirtschaftlich und städtebaulich machbar sei.

«Andere Quartiere verlieren»

Der Stadtparlamentarier Jörg Brunner (SVP) sieht die Vision des Stadtrates und der Wirtschaftsvertreter kritisch. Andere Quartiere würden durch die Investition in St.Fiden verlieren. «Das ist keine Vision mehr, sondern eine Illusion», sagt Brunner gegenüber TVO.

Die Resultate der vertieften Machbarkeitsstudie sollen Ende nächsten Jahres vorliegen. «Aufgrund von Abhängigkeiten zur Infrastrukturplanung seitens den SBB, ist es nach jetzigem Kenntnisstand nötig, die Gesamtüberdeckung bis spätestens Ende 2033 zu realisieren», teilt die Stadt mit.

veröffentlicht: 7. September 2020 20:45
aktualisiert: 7. September 2020 20:48
Quelle: FM1Today

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