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«Peer-Zerifikate»: Menschen mit Beeinträchtigunen helfen einander

Rorschach

«Peer-Zerifikate»: Menschen mit Beeinträchtigunen helfen einander

30.04.2022, 06:29 Uhr
· Online seit 29.04.2022, 19:43 Uhr
Der Rorschacher Verein «Mensch zuerst» setzt ganz auf das Motto «Beratung auf Augenhöhe». Um Menschen mit Beeinträchtigung in schwierigen Lebenssituationen unter die Arme zu greifen, helfen ihnen Menschen, die ebenfalls eine Beeinträchtigung haben. 15 Personen sind bereits zertifizierte Helfer, oder so genannte Peer-Berater.

Quelle: tvo

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Wie hilft man Menschen in jeder noch so verzwickten Lebenslage? Das will gelernt sein. Nach 32 Kurstagen bekommen 15 Absolventinnen und Absolventen in Rorschach ihr Zertifikat. Es ist der Höhepunkt und gleichzeitig der Abschluss der einjährigen Ausbildung zum Peer-Berater, respektive zur Peer-Beraterin. 15 Menschen mit Beeinträchtigung halten seit heute ihr Zertifikat in der Hand.

«Das bedeutet mir so viel. Das ist auch eine Belohnung für das letzte Jahr», sagt Hans Rutschmann aus Rorschach. Seit neustem ist er Peer-Berater. Ebenfalls frisch zertifiziert ist Ashok aus Jonschwil: «Es ist einfach so schön. Es gefällt mir auch sehr, mit diesen Leuten zu arbeiten, zu lachen und zu lernen.»

«Danke Hans, du hast mir weitergeholfen»

Dass man sich auf diesem Wege gegenseitig unter die Arme greifen kann, findet Andreas Tsalapatanis sehr gut. Ein Gespräch unter Betroffenen könne Wunder bewirken: «Man möchte auch einfach akzeptiert werden. Eine Peer-Beratung ist ideal, weil sie einem entgegenkommen, sie sind freundlich und bringen sich mit ihren Gedanken ein.» Dass das Gespräch auf Augenhöhe geführt wird, findet Tsalapatanis sehr schön.

Auch für die Beratenden sind die Gespräche förderlich, sagt Hans Rutschmann: «Ich finde es jedes Mal cool, wenn jemand sagt ‹Oh Danke Hans, du hast mir jetzt richtig weitergeholfen›. Das erfüllt mich sehr und deshalb mache ich es auch.»

Betroffene haben sehr guten Zugang zu Betroffenen

Die Ausbildung ins Leben gerufen hat Gunter Tschofen vom Verein «Mensch zuerst» aus Rorschach. Die Ausbildung wird mittels Beiträgen vom Kanton St.Gallen, von Stiftungen und von Spenden finanziert. Das Budget ist allerdings immer ein bisschen knapp: «Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Betroffene einen unwahrscheinlich guten Zugang zu Betroffenen haben.» Fachleute hätten diesen Zugang meist nicht. Diese Menschen hätten Lust, sich in der Gesellschaft zu bewegen und Teil dieser Gemeinschaft zu sein.

Das ultimative Ziel: Die Inklusion von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie kämpfen für ihr Recht auf Bildung, politisches Mitspracherecht und mehr Selbstbestimmung beim Wohnen, bei den Finanzen und für das ganze Leben.

(red.)

veröffentlicht: 29. April 2022 19:43
aktualisiert: 30. April 2022 06:29
Quelle: TVO

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