Hochschulen

Prüfungen vor Ort oder zu Hause? Unterschiedliche Regelungen im FM1-Land

· Online seit 16.01.2021, 18:09 Uhr
Den Studierenden der Hochschulen stehen im Januar und Februar Semesterend-Prüfungen bevor. Aufgrund der Corona-Pandemie birgt deren Durchführung gewisse Tücken. Vor allem die Frage, ob die Prüfungen vor Ort oder von zu Hause aus abgelegt werden können, führt zu Unterschieden in den Schulen.
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Die Schweizer Hochschulen mussten ihren Betrieb Ende Oktober 2020 auf Fernunterricht umstellen – dies bereits zum zweiten Mal im Corona-Jahr. Die Studierenden und die Dozierenden mussten sich mit der Situation arrangieren. Die Corona-Situation hat sich seither eher verschlechtert, eine Rückkehr zum Präsenzunterricht scheint aktuell in weiter Ferne. Trotzdem setzen einige Hochschulen, wenn es um die Semesterend-Prüfungen geht, auf die Präsenz der Studierenden.

«Studierende sollen Prüfungen geregelt ablegen können»

So beispielsweise die Fachhochschule St.Gallen (OST). Einige Prüfungen können dort online abgelegt werden. Der grosse Teil wird aber vor Ort geschrieben. «Gemäss der Covid-19-Verordnung des BAG können Prüfungen in Präsenz durchgeführt werden. Die Prüfungen wurden sorgfältig im Vorfeld vorbereitet, das entsprechende Schutzkonzept gemäss Verordnung des BAG ebenfalls. Zudem ist es der OST wichtig, dass unsere Studierenden ihre Prüfungen geregelt ablegen können und diese nicht verschieben müssen. Eine Verschiebung könnte zur Verlängerung des Studium und zu einem späteren Einstieg in das Berufsleben führen», schreibt Eva Tschudi, Leiterin Kommunikation an der FHSG.

Auch die Uni St.Gallen setzt auf Präsenzprüfungen: «Die grosse Mehrheit der Studierenden – 87 Prozent, gemäss einer Erhebung im Studentenparlament – wünscht Präsenzprüfungen. Unter der Voraussetzung, dass die Behörden keine weiteren Verschärfungen beschliessen, werden die zentral organisierten schriftlichen Prüfungen vom 18. Januar bis am 20. Februar 2021 auch aus diesem Grund in Präsenz durchgeführt.»

Fachhochschule Graubünden setzt auf «Remote»-Prüfungen

Anders geht die Fachhochschule Graubünden vor. Dort sollen die Prüfungen «remote» durchgeführt werden. «‹Remote› bedeutet, dass die Studierenden die Prüfung ausserhalb des Hochschulgebäudes ablegen, beispielsweise von zu Hause aus. Dies unabhängig davon, ob es sich um eine schriftliche oder mündliche Prüfung handelt», schreibt Martin Studer, Prorektor der FHGR, auf Anfrage von FM1Today. Für die Fachhochschule gehe die Gesundheit der Studierenden, deren Angehörigen und der Mitarbeitenden vor.

Gut für die Gesundheit, genauso gut für die Ehrlichkeit? Die Verlockung, bei einer Prüfung von zu Hause aus zu spicken, dürfte grösser sein, als in einem von Dozenten kontrollierten Prüfungsraum. «Der Grundsatz an der FH Graubünden lautet, dass unsere Studierenden ihre Arbeiten ehrlich schreiben. Allerdings kann nie ausgeschlossen werden, dass geschummelt wird.»

Um dies zu verhindern werden auch die «Remote»-Prüfungen beaufsichtigt. Um die Aufsicht zu ermöglichen, sind die Studierenden während der schriftlichen Prüfung über das Videokonferenzsystem per Kamera und Mikrofon zugeschaltet. Zusätzlich werden für Multiple-Choice-Prüfungen die doppelte Anzahl Fragen erstellt oder die Fragen werden in zufälliger Reihenfolge an die Studierenden zugestellt.

Maximal 50 Personen in einem Prüfungsraum

Der Aufwand, den die FHGR für die Remote-Prüfungen betreibt, ist beträchtlich. Doch auch die St.Galler Hochschulen müssen für die Präsenzprüfungen zahlreiche Sicherheitsmassnahmen gewährleisten.

«Es gilt die Distanzregel von mindestens 1,5 Metern, die Hygieneregeln sowie eine generelle Maskenpflicht in allen Gebäuden und regelmässiges Stosslüften von vier Minuten, Tische und Stühle sowie andere Gegenstände werden nach Gebrauch gereinigt und die Oberflächen desinfiziert. Zudem wird ein lückenloses Tracing über Teilnehmerlisten sichergestellt. Wer in Quarantäne ist oder Symptome aufweist, wird nicht zur Prüfung zugelassen und erhält einen Nachprüfungstermin», heisst es von der Fachhochschule St.Gallen. Ähnliches sieht die HSG vor. An beiden Schulen dürfen sich maximal 50 Personen gleichzeitig in einem Prüfungsraum aufhalten.

Keine Ansteckungen wegen Präsenzprüfungen im Frühling

Von einem erhöhten Ansteckungsrisiko durch die Präsenzprüfungen gehen beide Schulen nicht aus, sofern die Schutz- und Hygienemassnahmen eingehalten werden. Die HSG greift hierbei auf Erfahrungswerte des letzten Frühlingssemesters zurück, als die zentralen Prüfungen ebenfalls vor Ort durchgeführt wurden. «Das Schutzkonzept funktionierte damals einwandfrei, unter Studierenden gab es keine uns bekannten Ansteckungen.» Zwar nicht unter den Studierenden, dafür aber unter den Aufsichtspersonen. Während einer schriftlichen Prüfung, welche im Juni 2020 an der HSG durchgeführt wurde, haben sich sieben Personen, welche das Examen beaufsichtig haben, mit dem Virus infiziert, schreibt das «St.Galler Tagblatt».

Die HSG betont, dass die aktuelle Regelung für Präsenzprüfungen nur gilt, sofern Seitens des Bundes keine verschärften Massnahmen kommuniziert werden. «Wir sind auf Verschärfungen unterschiedlichen Grades vorbereitet. Auch Alternativszenarien wurden ausgearbeitet.»

veröffentlicht: 16. Januar 2021 18:09
aktualisiert: 16. Januar 2021 18:09
Quelle: FM1Today

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