FHSG

Shitstorm gegen Fachhochschul-Dozenten nach Kritik an der «Ehe für alle»

13.06.2020, 16:07 Uhr
· Online seit 13.06.2020, 11:30 Uhr
Weil er auf Facebook einen Post eines Nationalrats kommentiert hat, wird der Fachhochschul-Dozent Hansruedi Tremp auf den sozialen Medien scharf kritisiert. Schülerinnen und Schüler fordern seine fristlose Entlassung. Er selbst versteht den ganzen Trubel kaum.
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«Ich bin überrascht, wie hoch die Wogen gehen wegen eines Facebook-Kommentars», sagt Hansruedi Tremp gegenüber FM1Today. Er hatte einen Kommentar verfasst zu einem Post des Ausserrhoder Nationalrats David Zuberbühler.

Grundsätzlich gilt für mich: Leben und leben lassen. Solange niemand damit belastet wird, soll jeder seine Lebensform...

Gepostet von David Zuberbühler am Donnerstag, 11. Juni 2020

Tremp hat seinen Kommentar mittlerweile gelöscht, darin schrieb er unter anderem: «Jeder Ungehorsam gegenüber den guten moralischen Geboten des Gottes, der uns erschaffen hat, hat negative Auswirkung, ob wir dies nun wollen oder nicht. Beten wir, dass uns der Herr noch gnädig ist und diese Fehlentwicklungen wie durch ein Wunder gestoppt werden können.»

FHS St.Gallen distanziert sich von den Aussagen

Hansruedi Tremp hat einen Master in Theologie abgeschlossen und ist im Kontext der christlichen Freikirchen ehrenamtlich tätig. An der Fachhochschule St.Gallen ist er Dozent für Wirtschaftsinformatik. «Meine privaten Äusserungen haben mit meiner Stelle an der Fachhochschule nichts zu tun», betont er.

Auf Anfrage sagt die St.Galler Fachhochschule, man sei mit dem Dozenten im Gespräch. Weil der Post im privaten Umfeld gepostet wurde, verstösst er grundsätzlich nicht gegen die Richtlinien der FHSG. «Inhaltlich wenden wir uns aber gegen Verlautbarungen mit einseitigen oder tendenziösen Positionsbezügen. Die FHS distanziert sich vor dem Hintergrund ihrer eigenen Diversitätsansprüche von diesem Kommentar und der darin zum Ausdruck gebrachten Position», sagt Sebastian Wörwag, Rektor der FHS St.Gallen.

«Man hat Haltungen hineininterpretiert, die nicht da sind»

Auf einer Instagram-Site namens fhsg.spotted wird der Facebook-Kommentar des Dozenten fleissig kommentiert. Einige Studierende sagen, man solle dem Dozenten seine Meinung lassen. Andere wiederum zeigen sich völlig schockiert und fordern die Fachhochschule St.Gallen auf, sich von dieser Meinung zu distanzieren oder gar den Dozenten zu entlassen.

Hansruedi Tremp findet es schade, dass in seinen kurzen Kommentar negative Haltungen und Klischees hineininterpretiert werden. «Ich schätze jeden Menschen und bin stets allen mit Anstand begegnet. Nie habe ich jemanden diffamiert oder etwas schlechtes gewünscht», versichert er. Er findet es schade, dass kein offener differenzierter ethischer Diskurs stattfindet, sondern mit Stereotypen und Schwarz-Weiss-Bildern operiert wird. Ausserdem wünscht er sich, dass man ihn direkt auf den Kommentar anspricht und die Diskussion bilateral sucht.»

veröffentlicht: 13. Juni 2020 11:30
aktualisiert: 13. Juni 2020 16:07
Quelle: FM1Today

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