St.Galler Spitalkrise: Bund ist «zu weit weg», um Kantone zu entmachten
Die Leute in der Schweiz erwartet 2024 ein happiger Anstieg der Krankenkassenprämien um 8,7 Prozent. Eine Durchschnittsfamilie muss jährlich rund 1000 Franken mehr zahlen als bisher. Ebenfalls wurde in den letzten Tagen bekannt, dass die St.Galler Spitalverbunde wegen ihrer «dramatischen finanziellen Lage» insgesamt rund 440 Stellen abbauen.
Das Gesundheitssystem steckt in einer Krise. Der Präsident des Krankenkassenverbandes Santésuisse, Martin Landolt, hat gefordert, dass der Bund statt der Kantone nun die Verantwortung für die Spitäler übernehmen soll. Durch einen «gigantischen Interessenskonflikt» würden sich die Kantone «überteuerte und überflüssige» Spitäler leisten, welche die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe treiben würden. Entscheide der Bund «top down», falle die emotionale Nähe weg.
«Sie machen es sich zu einfach»
Lukas Engelberger, Basler Gesundheitsdirektor (CVP) und Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und Gesundheitsdirektoren (GDK), hält von diesem Vorschlag wenig, wie er in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» sagt. «Einfach mit dem Finger auf andere Akteure im Gesundheitssystem zu zeigen, scheint mir zu einfach.» Die Krankenkassen hätten sich in ihren Prognosen zu den Prämieneinnahmen «grob verschätzt».
«Stellen Sie sich vor, ein Bundesamt schliesst ein Spital»
Zudem sei es nicht möglich, das System von heute auf morgen umzukrempeln. «Heute ist der Bund ziemlich weit weg vom Alltag in der Gesundheitsversorgung.» Zudem würde eine solche Entmachtung laut Engelberger nicht zur direkten Schweizer Demokratie passen. «Stellen Sie sich vor, wie das bei der Bevölkerung in den Kantonen ankäme, wenn ein Bundesamt eines ihrer Spitäler schliessen würde.»
Die Anzahl der Spitäler sei weniger entscheidend, als die bestehenden Spitäler effizient zu organisieren.
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(lag)