2015 hat das Strassenverkehrsamt St.Gallen die Fahrprüfungen dezentralisiert. Das bedeutet weniger Prüfungstermine und längere Wartezeiten in Winkeln.
«Ich bin hässig. Die Fahrstunden habe ich in der Stadt gemacht, für die Prüfung musste ich ins Rheintal, in die Prüfungsstelle Buriet, ausweichen», ärgert sich Lea Moser noch heute. «Ich hätte in Winkeln eineinhalb Monate auf den Prüfungstermin warten müssen, das war mir viel zu lange», so die St.Gallerin, die seit Januar 2018 ihren Führerausweis hat. Da sie von den Fahrstunden vor allem die Strassen in St.Gallen gekannt habe, habe sie das Gebiet rund um das Buriet erst noch kennen lernen müssen. «Ich habe daher zusätzliche Stunden genommen, die durch die Anfahrt ins Rheintal auch erheblich länger gedauert haben», verweist Lea Moser auf den zeitlichen und finanziellen Mehraufwand.
«Wartezeiten sind akzeptabel»
Patrick Schnelli, Abteilungsleiter Prüfungen des Strassenverkehrsamtes St.Gallen, versteht zwar den Frust, weist aber darauf hin, dass sich an der Situation nicht so schnell etwas ändern werde. Auch wenn es für die Schüler einen Zusatzaufwand bringt, stehe er zur Entscheidung aus 2015.
«Am 1. März 2015 haben wir das Angebot für die Fahrprüfung der Kategorie B in Winkeln reduziert. Damit wollten wir das Prüfungsverfahren effizienter gestalten. Die Verkehrsexperten sollen die Prüfung dort abnehmen können, wo ihr Arbeitsplatz ist», sagt Schnelli. Verkehrsexperten in Winkeln zu stationieren, sei für ihn keine Lösung, da diese dort nur Führerprüfungen und keine technischen Prüfungen durchführen können. So wären sie zu wenig ausgelastet. Auch sind für Schnelli die durchschnittliche Wartezeiten für einen Prüfungstermin von vier bis sechs Wochen akzeptabel.
Weil die Prüfungen in den Regionen deutlich schneller stattfinden als in St.Gallen, ist die durchschnittliche Wartezeit für die Prüfung, über den Kanton gesehen, nicht gestiegen. Besteht der Fahrschüler auf einen Prüfungstermin in Winkeln, kann es in manchen Fällen zwei oder gar drei Monate dauern.
Auch Fahrlehrer sind unzufrieden
Für Lea Moser viel zu lange. «Die Wochen müssen mit Fahrstunden gefüllt werden, damit man nichts verlernt. Das kostet viel Geld. Ausserdem wollte ich endlich meinen Führerschein haben», sagt sie gegenüber FM1Today. Auch Fahrlehrer aus dem Kanton St.Gallen sind nicht zufrieden mit der aktuellen Regelung. «Wir Fahrlehrer sollten selbst entscheiden können, wo die Prüfung stattfindet. Aufgrund der unzumutbaren Wartezeiten weichen zu viele Schüler aufs Land aus, obwohl sie nach der Prüfung in der Stadt unterwegs und mit ganz anderen Verkehrssituationen konfrontiert sind», sagt ein Fahrlehrer, der nicht genannt werden möchte.
Der Abteilungsleiter Prüfungen beim Strassenverkehrsamt St.Gallen sieht trotzdem keinen Handlungsbedarf. «Man darf nicht vergessen, dass der Kanton St.Gallen gross ist. Ein Fahrschüler aus Rapperswil muss auch bis nach Kaltbrunn fahren, um die Prüfung zu absolvieren. Überall im Kanton gibt es gewisse Strecken, die man unter die Räder nehmen muss, um die Prüfung machen zu können», sagt Patrick Schnelli. Er sieht sogar noch einen positiven Nebeneffekt: «Viele sind froh, dass sich die Führerprüfungen nicht nur auf die Stadt St.Gallen konzentrieren. Somit verteilt sich der Verkehr der Ausbildungsfahrten auf den ganzen Kanton.»