Bezirksgericht Rorschach

Vom Teufel verfolgt und Freundin mit Messer getötet

09.12.2020, 06:45 Uhr
· Online seit 09.12.2020, 05:47 Uhr
Er wollte sich vor dem Teufel schützen und stach mehrfach auf seine Freundin ein, die diesen Verletzungen erlag. Der beschuldigte Deutsche steht am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Rorschach. Die Staatsanwaltschaft geht von Schuldunfähigkeit aus.
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Der heute 52-jährige Deutsche soll schon länger an Wahnvorstellungen gelitten haben, bevor er am 16. Mai 2018 mit einem Messer auf seine Freundin einstach. In der Überzeugung, er kämpfe mit Satan, fügte er der 44-jährigen Frau lebensgefährliche Verletzungen an Arm und Brust zu.

Auch sich selbst verletzte der Mann teilweise schwer. Abgespielt hatte sich die Tat laut Anklageschrift im Keller seiner Wohnung in Thal. Dort verschanzte sich der Mann zusammen mit seiner Freundin, weil er sich vom Teufel verfolgt wähnte. Dort verbrachten sie längere Zeit, bevor der Mann das Messer gegen seine Freundin erhob.

Laut Anklageschrift war er sich sicher, dass der «Teufel ihn und seine Freundin töten und fressen» wollte.

Dem Angeklagten droht die kleine Verwahrung 

Am Mittwoch wird der Fall vor dem Kreisgericht Rorschach verhandelt. Der heute 52-Jährige wird wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt. Zu einer entsprechenden Verurteilung dürfte es aber kaum kommen. Ein Gutachten attestiert dem Beschuldigten eine schwere psychische Störung und die Abhängigkeit von Alkohol.

Die Staatsanwaltschaft fordert vom Gericht die Feststellung, dass der Tatbestand der vorsätzlichen Tötung tatbestandsmässig und rechtswidrig erfüllt sei, wie die St.Galler Staatsanwaltschaft schreibt. Gleichzeitig soll der Beschuldigte jedoch wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen werden und in eine stationäre Massnahme kommen (sogenannte «kleine Verwahrung»).

Bei Nachbarn schon länger auffällig

Bei den Nachbarn war der heute 52-jährige Deutsche bekannt. Nach der Tat gab ein Anwohner gegenüber TVO an, dass der Mann wohl ein Alkoholproblem habe.

Verschiedenen Medienberichten zufolge war auch die Präsenz des Teufels keine plötzliche Entwicklung. Der Mann habe des Öfteren von Gott, Teufel und Verfolgung gesprochen und soll sich immer verstörender verhalten haben.

Vor der Tat soll er arbeitslos gewesen sein. Seine Stelle als Metzger in der Region soll er auf Anweisung von Gott gekündigt haben. Auch in der Tatnacht bekamen die Nachbarn etwas mit. Schreie und «unheimliche Geräusche» sollen so laut aus dem Keller gedrungen sein, dass diese auch von den Bewohnern der nächsten Liegenschaft gehört werden konnten.

So war es auch ein Nachbar, der am Morgen die Polizei rief. Für die Freundin des Verfolgten kam das zu spät – sie starb aufgrund des grossen Blutverlusts noch am Tatort.

(thc)

veröffentlicht: 9. Dezember 2020 05:47
aktualisiert: 9. Dezember 2020 06:45
Quelle: FM1Today

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