«Wer erklärt Verhüllungsverbot den Nonnen?»
Das Verhüllungsverbot soll dann in Kraft treten, wenn sich eine Person durch eine andere verschleierte Person in ihrem religiösen oder gesellschaftlichen Frieden bedroht fühlt. Nach dem Tessin ist St.Gallen bereits der zweite Schweizer Kanton, in dem ein solches Verbot in Frage kommt.
«Starkes Signal für nationales Verbot»
Die Meinungen zum Kantonsrat-Entscheid gehen auseinander. Während Initiant und SVP-Nationalrat Walter Wobmann sich bestärkt fühlt: «Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist ein starkes Signal für ein schweizweites Verhüllungsverbot», reagiert die Frauenbeauftragte vom Islamischen Zentralrat der Schweiz Nora Illi bestürzt: «Ein Vermummungsverbot, wie es die Stadt Zürich hat, genügt, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Es ist zudem fraglich, wie das Verhüllungsverbot im Fall von St.Gallen umgesetzt werden soll», werden beide in der 20 Minuten zitiert.
«Befreiung der Frauen vor Diskriminierung»
Auch in den sozialen Netzwerken wird über das St.Galler Verhüllungsverbot diskutiert. Die CVP-Parteipräsidentin des Kanton Aargaus Marianne Binder schreibt auf Twitter beispielsweise: «Finde ich gut. Sollte einfach nicht Verhüllungsverbot heissen, sondern Befreiung der Frauen vor Diskriminierung.»
Find ich gut. Sollte einfach nicht Verhüllungsverbot heissen, sondern Befreiung der Frauen vor Diskriminierung...
— Marianne Binder (@BinderMarianne) September 18, 2017
Auch Philipp Kästli freut sich auf das Verbot. Zumindest auf die vielen «füdliblutten» Menschen in St.Gallen:
Adam&Eva: zurück ins Paradies per Gesetz! St. Gallen beschliesst Verhüllungsverbot, "falls Verhüllung den religiösen Frieden beeinträchtigt" pic.twitter.com/WQ68uNZKql
— Philipp Kästli (@philipp_kaestli) September 18, 2017
«Laufen ja Tausende verhüllt durch den Kanton»
Viele der Reaktionen auf Social Media sind gespickt mit Sarkasmus oder Ironie. David Mächler fragt sich beispielsweise: «Wer erklärt es jetzt den Nonnen?»
Verhüllungsverbot im Kanton St. Gallen; wer erklärt es jetzt den Nonnen?
— David Mächler (@MachlerDavid) September 18, 2017
Oder Pierina Hassler meint ironisch, dass sie das verstehe, es würden ja auch Tausende verhüllt durch den Kanton laufen.
Verstehe ich, laufen ja auch Tausende verhüllt durch den Kanton: St. Gallen beschliesst Verhüllungsverbot -
— Pierina Hassler (@giapier) September 18, 2017
Michael Schär hat eigentlich nur vor einem Angst: Das Aus der Fasnacht. Und Urs Bönnimann beschönigt: Man habe die St.Galler doch auch mit Verhüllung an ihrem Dialekt erkannt.
Hmm, was die in St. Gallen bloss gegen die Fasnacht haben? #Verhüllungsverbot https://t.co/XKPALFwO2a /cc @NZZ pic.twitter.com/yIEdF8LpJY
— Michael Schär (@mschaer) September 18, 2017
St. Galler dürfen sich nicht mehr verhüllen - man erkennt sie dennoch leicht sobald sie zu Sprechen beginnen. #verhüllungsverbot
— Urs Brönnimann (@knallfrog) September 18, 2017
Chrsitian Ruch, Historiker und Soziologe aus Chur, stellt sich kurz vor der Olma eine zentrale Frage: «Darf die Olma-Bratwurst nicht mehr ins Papiersäckli?»
Heisst Verhüllungsverbot auch, dass es die Olma-Bratwurst zukünftig nicht mehr in diesen Papiersäckli gibt? Apropos: Was ist mit Kondomen? https://t.co/L9HVLkTdW7
— Christian Ruch (@ChristianRuch) September 18, 2017
Zweite Besprechung über Verbot im Kantonsrat
Ganz vom Tisch ist das Burkaverbot in St.Gallen allerdings noch nicht. Es folgt eine weitere Beratung im Kantonsrat. Sollte das Verhüllungsverbot tatsächlich zustande kommen, werde eine Referendum geprüft, sagt Margrit Blaser, Präsidentin der SP-Frauen St.Gallen der 20 Minuten. «Vor dem Hintergrund der nationalen Initiative soll der Kanton nicht in vorauseilendem Gehorsam ein entsprechendes Gesetz einführen.» Unterstützt wurde das Verbot im Kantonsrat von der CVP und der SVP.